Gemeinsam gegen Cyber-Sexualdelikte

Sexualisierte Gewalt gehört zu den problematischen Aspekten digitaler Medien und des Internets. Knapp die Hälfte der Jugendlichen in der Schweiz hat bereits die Erfahrung gemacht, online von einer fremden Person mit unerwünschten sexuellen Absichten angesprochen worden zu sein. Ein Drittel der Heranwachsenden wurde schon mindestens einmal von einer fremden Person aufgefordert, erotische Fotos von sich selbst zu verschicken (JAMES Studie 2022).

Bundesratsbericht und Forschungsbericht der UNIL

Am 11. Januar 2023 veröffentlichte der Bundesrat den Bericht „Der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Cyber-Sexualdelikten“ in Erfüllung des Postulats 19.4111 Quadranti vom 24. September 2019.

→ Bundesratsbericht «Der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Cyber-Sexualdelikten»

In seinem Bericht stützt sich der Bundesrat auf eine Studie, die von der Universität Lausanne (UNIL, École des sciences criminelles) im Auftrag des Bundesamts für Sozialversicherungen erarbeitet wurde. Die Studie beschreibt die Situation in der Schweiz, die Rechtslage und den Wissensstand zu vier Cyber-Sexualdelikten gegen Minderjährige (Herstellung und Verbreitung von Darstellungen sexueller Handlungen mit Kindern im Internet; Cybergrooming; Sextortion; Live-Streaming von sexuellem Missbrauch an Kindern). Die Forschenden identifizieren die wichtigsten Akteure in der Prävention und im Kampf gegen diese Delikte und beurteilen deren Massnahmen. Sie weisen ausserdem auf Lücken hin und formulieren Empfehlungen.

→ Forschungsbericht «Mesures de protection des enfants et des jeunes face aux cyber-délits sexuels» (Caneppele et al). Beiträge zur Sozialen Sicherheit. Forschungsbericht Nr. 16/22. Bern: Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV), in Französisch mit Zusammenfassung in Deutsch

→ Artikel in der Online-Publikation des BSV «Soziale Sicherheit CHSS»: «Wie schützt man Kinder und Jugendliche vor Cyber-Sexualdelikten?»

Um sexuellen Missbrauch an Kindern im Internet zu bekämpfen, ist die Arbeit sämtlicher Akteure auf nationaler, kantonaler und kommunaler Ebene notwendig. Wie im Bericht erwähnt, ist der Bundesrat bereit, im Rahmen seiner Kompetenzen und der verfügbaren Ressourcen, zu Empfehlungen für Präventionsmassnahmen beizutragen. Dies geschieht durch die Plattform Jugend und Medien, die daher ihr Schwerpunktthema für die Jahre 2024-2025 den Cyber-Sexualdelikten widmet.

Sensibilisierung eines breiteren Publikums

Wie in der Studie der UNIL betont, sollten Präventionsmassnahmen nicht nur auf Kinder und Jugendliche abzielen, sondern auch und vor allem auf Eltern, Lehrkräfte und andere Bezugspersonen.

Jugend und Medien hat deshalb beschlossen, sich an der Sensibilisierungskampagne von Kinderschutz Schweiz in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Kriminalprävention (SKP) und den kantonalen und städtischen Polizeikorps, dem Bundesamt für Polizei (fedpol), dem Netzwerk digitale Ermittlungsunterstützung Internetkriminalität (NEDIK) sowie mit der Unterstützung von Sunrise, Swisscom, Salt, APG|SGA, der Guido Fluri Stiftung und weiteren Akteuren zu beteiligen. Die Kampagne wird Ende August lanciert und hat eine Laufzeit von drei Jahren. Im ersten Jahr steht das Thema Sextortion im Zentrum.

Abgesehen von der Kampagne wird die Prävention zu Fragen rund um sexuelle Übergriffe im Netz auf der Website, dem Blog und den sozialen Medien von Jugend und Medien fortgesetzt. Dort werden Inhalte mit speziellem Fokus, Empfehlungen und Tipps für Eltern und Bezugspersonen veröffentlicht.

→ Neue Rubrik mit Informationen über sexuelle Übergriffe im Internet und Tipps für Eltern, wie sie mit ihren Kindern dieses Thema besprechen können und was im Notfall zu tun ist: Sexuelle Übergriffe im Netz – Aufklärung schützt 

→ Artikel in unserem Blog: