Ein digital-besinnlicher Rückblick. Und ein Blick nach vorn.

| Bettina Bichsel

TikTok, künstliche Intelligenz, Cybergrooming, Mobbing in sozialen Netzwerken – digitale Medien haben auch 2024 für viele (Negativ-)Schlagzeilen gesorgt. Für das Team von Jugend und Medien ist es wichtig, sich ein differenziertes Bild zu machen.

Die digitale Welt wandelt sich rasant, das hat sich in den letzten zwölf Monaten einmal mehr gezeigt. Hier ein neuer Trend, da eine Entwicklung, die Fragen aufwirft. Und immer wieder Warnungen, etwa vor Betrugsfällen oder sexualisierter Gewalt im Netz. Auch hier im Blog haben wir gerade in letzter Zeit oft über Risiken berichtet. Einerseits, weil wir uns natürlich aus fachlicher Sicht damit auseinandersetzen und die Prävention ein wichtiger Teil unseres Auftrags ist. Andererseits aber auch, weil wir – wie andere Eltern und erwachsene Begleitpersonen – in unserem unmittelbaren Umfeld mit Vorfällen konfrontiert werden. Zu sensibilisieren, zu informieren und mögliche Schutzstrategien aufzuzeigen, ist deshalb eines unserer zentralen Anliegen.

Der Schlüssel liegt in einem kompetenten und bewussten Umgang mit digitalen Medien.

Bettina Bichsel, Jugend und Medien

Vielfältige Chancen

Dennoch dürfen wir bei allem Bewusstsein für Risiken nicht vergessen, dass digitale Medien auch Chancen bieten. Sie sind ein fester Bestandteil des Alltags von Kindern und Jugendlichen und eröffnen wertvolle Lern-, Erlebnis- und Entwicklungsräume. Der Schlüssel liegt in einem kompetenten und bewussten Umgang mit digitalen Medien. Auf diesem Weg gilt es, als Eltern und Erwachsene, junge Menschen zu begleiten. Besonders wichtig ist es, Interesse für die Medienwelt der Kinder zu zeigen und einen offenen Dialog zu pflegen.

Das Game, das Ihr Kind gerade fasziniert, mag keinen pädagogischen Wert haben. Die TikTok-Challenge mag Ihnen völlig unsinnig und der Lieblingsinfluencer überdreht vorkommen. Versuchen Sie dennoch, Ihren Kindern einen unvoreingenommenen Raum zu bieten, damit sie von ihren digitalen Erlebnissen erzählen können. Sie werden die Begeisterung besser verstehen, fördern das Vertrauen, das Ihr Kind braucht, um bei einem Problem auf Sie zuzukommen, und können nicht zuletzt eventuelle Risiken besser abschätzen.

Neue Broschüre mit Tipps für den Alltag

Was ebenfalls nicht zu unterschätzen ist: Kinder beobachten genau, wie Erwachsene Medien nutzen. Seien Sie sich daher Ihrer eigenen Mediengewohnheiten bewusst und thematisieren Sie in der Familie Ihren medialen Umgang. Gemeinsam vereinbarte Regeln, die auch für Erwachsene gelten, machen es Kindern leichter, sie zu akzeptieren. Anstelle von strikten täglichen Zeitlimits können flexible, an die Familienroutine angepasste Absprachen sinnvoller sein. Auch wöchentliche Zeitkontingente sind oft praktikabler. Insbesondere mit älteren Kindern können sie eine gute Lösung für Bildschirmzeiten sein und dabei helfen, Konflikte zu vermeiden.

Weitere wertvolle Empfehlungen zu allen wichtigen Themen von Cybermobbing über Datenschutz, Manipulationen und Online-Shopping bis hin zum Schutz vor sexualisierter Gewalt finden Sie in unserer Broschüre «Medienkompetenz», die wir dieses Jahr in Zusammenarbeit mit dem Medienpsychologie-Team der ZHAW komplett überarbeitet haben. Die Broschüre ist kostenlos erhältlich: Sie können sie → downloaden oder → bestellen.

Unsere Prinzipien

Wie aber kommen unsere Empfehlungen überhaupt zustande? Was ist uns wichtig, wenn wir Orientierungshilfen für Eltern und Fachpersonen ausarbeiten? Folgende Prinzipien bilden für uns den Rahmen:

Wissenschaftsbasierte Grundlage:
Unsere Ansätze beruhen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und aktuellen Studien. Wir arbeiten auf regelmässiger Basis mit Wissenschaftler*innen zusammen und beziehen sie in unsere Überlegungen mit ein.

Kein Alarmismus:
Wir nehmen Sicherheitsaspekte ernst, ohne Ängste zu schüren.

Keine Schuldzuweisungen oder Appelle an das schlechte Gewissen:
Wir setzen auf einen verständnisvollen Ansatz, der konstruktive Lösungen bietet, anstatt das Verhalten von Eltern oder Bezugspersonen kritisch zu bewerten.

Realistische, alltagsgerechte Empfehlungen:
Der (Medien-)Alltag mit Kindern und Jugendlichen ist oft chaotisch. Dem wollen wir mit unseren Tipps gerecht werden.

Handlungsorientiert:
Unser Ziel ist es, dass Eltern und Fachpersonen klare, konkrete Handlungsansätze für den Medienumgang erhalten, um die Mediennutzung von Heranwachsenden altersgerecht und kompetent zu begleiten.

Zentral ist für uns stets der Bezug zum Alltag: Ihre Erfahrungen und Fragen sind darum wertvolle Anregungen für uns!

Bettina Bichsel

2025: Freuen Sie sich auf unsere neue Webseite

Auf das neue Jahr blicken wir selbst gespannt. Nicht nur wegen der Entwicklungen in der digitalen Welt, die uns auch 2025 beschäftigen werden, sondern vor allem auch, weil wir unsere Webseite komplett neu gestalten. Sie soll es Ihnen ab dem kommenden Sommer noch leichter machen, Informationen zu allen wichtigen Themen rund um den Umgang mit digitalen Medien zu finden und hilfreiche Tipps zu erhalten.

Auch hier im Blog bleiben wir für Sie aktiv und werden digitale Themen weiterhin aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten. Zentral ist für uns stets der Bezug zum Alltag: Ihre Erfahrungen und Fragen sind darum wertvolle Anregungen für uns! Welche Fragen rund um digitale Medien beschäftigen Sie? Welche Herausforderungen erleben Sie mit Ihren Kindern? Wo wünschen Sie sich Unterstützung? → Schreiben Sie uns!

Ein Tipp zum Jahresende

Gerade jetzt, zum Jahreswechsel, bietet es sich an, die Mediennutzung in der Familie gemeinsam zu reflektieren. Was hat gut funktioniert und wo können wir den Umgang im nächsten Jahr anders gestalten? Was wünschen wir uns von den anderen Familienmitgliedern? Wie können wir als Familie eine gute Balance zwischen Online- und Offline-Aktivitäten schaffen?

Wir danken Ihnen für Ihr Vertrauen, wünschen frohe Festtage mit Ihren Liebsten und ein neues Jahr voller stärkender digitaler Erlebnisse und Entdeckungen, die den Familienalltag bereichern.

Bettina Bichsel ist Journalistin und Texterin. Sie schreibt und bloggt unter anderem für Jugend und Medien.