Fake News erkennen: die wichtigsten Tipps

| Bettina Bichsel

Das Internet bietet einen unvergleichlichen Schatz an Wissen. Aber nicht alles, was man online findet, ist wahr. Gerade im Krieg werden manche Nachrichten, Fotos und Videos manipuliert oder in einen falschen Kontext gestellt. Da ist es selbst für Expert*innen nicht immer leicht, Fake News zu erkennen. Noch schwieriger wird es für Kinder und Jugendliche – darum brauchen sie Unterstützung von Erwachsenen. 

Ein Krieg ist immer auch ein Informationskrieg. Und im Internet verbreiten sich Informationen – als Text, Tonaufnahmen, Bilder oder Videos – rasend schnell. Nachrichtenredaktionen sind darum bemüht, diese Informationen auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen. Grosse Medienunternehmen wie SRF oder die NZZ haben darum Mitarbeitende, die genau dafür da sind: Sie checken Material, das online kursiert oder ihnen zugespielt wird. Was das genau heisst, erklärt beispielsweise Stefanie Strahm vom SRF-Rechercheteam in diesem Beitrag. 
 

Google Street View, Wetterdaten und Profilangaben

Wichtig ist unter anderem die sogenannte Geolokalisierung: Dabei wird zum Beispiel mithilfe von Google Street View oder der russischen Variante Yandex geprüft, ob ein Foto oder Video tatsächlich von dort stammt, wo es angeblich aufgenommen wurde. Auch die Uhrzeit einer Aufnahme oder Daten von Wetterdiensten können hilfreiche Hinweise liefern. Da heute vieles über Social Media läuft, werden zudem die Profile der Postenden genau beleuchtet. So versuchen die Faktenchecker*innen herauszufinden, ob es eine verlässliche Quelle ist oder ob sich vielleicht ein Bot dahinter versteckt – also keine reale Person, sondern ein Account, der eigens dafür eingerichtet wurde, um gezielt Falschinformationen zu verbreiten.

Selbst die Expert*innen gestehen, dass es nicht immer möglich ist, mit Sicherheit zu sagen, ob es sich um eine wahre Information oder Fake News handelt. Insbesondere wenn – wie dies in Kriegen oft der Fall ist – Geheimdienste aktiv werden, wird eine Verifizierung schwierig.
 

Trump, Corona und jetzt der Ukraine-Krieg

Desinformation, Propaganda, Gerüchte, Verschwörungstheorien – all diese Phänomene sind nicht neu. Spätestens seit der Amtszeit von Donald Trump als Präsident der USA wurde der Begriff „Fake News“ aber allgemeinbekannt. Neben den klassischen Nachrichtenredaktionen, zu deren journalistischer Arbeit es gehört, die Quelle und den Wahrheitsgehalt einer Meldung zu prüfen, gibt es darum immer mehr Organisationen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, solche Fake News im Internet zu entlarven und publik zu machen. Im deutschsprachigen Raum gehört etwa der Verbund Correctiv dazu. Zudem tauschen sich die Faktenchecker*innen untereinander aus und arbeiten international zusammen.

Einiges an Arbeit bescherte ihnen die Coronapandemie. Derzeit konzentriert sich ihre Tätigkeit jedoch hauptsächlich auf den Krieg in der Ukraine. Und auch traditionelle Medien veröffentlichen in spezifischen Informationsgefässen ihre Einschätzung, ob und warum Informationen von Twitter, Instagram und anderen Social-Media-Plattformen als glaubhaft einzustufen sind oder nicht (Blog des Tagesanzeigers, Faktenfinder der ARD-Tagesschau).

Jugendliche beurteilen Online-Informationen kritisch

Besonders schwierig ist die Beurteilung, ob eine Information wahr oder ein Video manipuliert ist, für Heranwachsende. Je jünger Kinder sind, desto eher glauben sie, was sie sehen. Aber auch Jugendliche tun sich schwer mit der Frage, ob es sich bei einer Information um Fake News handelt – selbst wenn sie sich bewusst sind, dass im Internet so manch Unwahres kursiert. In einer Befragung von 12- bis 19-Jährigen in der Schweiz durch die ZHAW hielt nur jede*r Fünfte das Internet für grösstenteils glaubwürdig. Die meisten fanden, dass die Hälfte oder sogar ein gösserer Teil der online zu findenden Informationen nicht wahr seien. Dennoch sind Internet und (damit verbunden) Social Media für die weitaus meisten Jugendlichen die wichtigsten Informationsquellen.
 

Medienkompetenz bedeutet auch, Fake News zu erkennen

Wenn sie unsicher sind, ob etwas wahr oder gefakt ist, suchen Teenager in der Regel das Gespräch mit Bezugspersonen oder Peers. Einige verlassen sich aber auch einfach auf ihr Bauchgefühl. Gezielte Faktencheck-Strategien nutzt hingegen nur eine Minderheit. Medienkompetent zu agieren bedeutet aber auch, solche Strategien zumindest zu kennen.

Was also sind die wichtigsten Tipps, um Fake News auf die Schliche zu kommen? Eine Möglichkeit ist es, den Titel einer Nachricht oder Schlagwörter aus dem Inhalt mit den Begriffen «Fake News» oder «Faktencheck» in einer Suchmaschine einzugeben. So zeigt sich oft schnell und einfach, ob professionelle Faktenprüfer*innen bereits zu einem Schluss gekommen sind.

Anleitung zum Faktencheck

Wer sich ein eigenes Urteil bilden und einen Faktencheck selber durchführen möchte, kann wie folgt vorgehen:

  • Anhaltspunkte können Titel und Inhalt der Nachricht geben: Passen sie zusammen? Ist der Titel besonders reisserisch und will der Text hauptsächlich Emotionen wecken? Dann ist Vorsicht geboten.
  • Ist klar ersichtlich, woher die Informationen stammen? Wer wird in der Nachricht zitiert? Welche Hinweise gibt es, dass es sich um eine seröse Information handelt?
  • Wer ist der*die Urheber*in? Ist das klar deklariert oder zumindest leicht herauszufinden? Neutrale Quellen sind zudem vertrauenswürdiger als jemand, der*die versucht, eine bestimmte Meinung/Botschaft zu vermitteln.
  • Wo wird die Nachricht weiterverbreitet? Wird sie von professionellen Medien aufgegriffen, kann dies darauf hindeuten, dass diese sie als glaubhaft einstufen.
  • Was ergibt die Bildrückwärtssuche (z. B. mit TinEye oder GoogleImages)? Ist das Foto wirklich aktuell oder wurde es schon mehrfach publiziert, vielleicht in einem anderen Zusammenhang? Ist letzteres der Fall, ist damit zu rechnen, dass es sich um Fake News handelt.
  • Bei Videos ist der Check, ob eine Manipulation vorliegt, etwas schwieriger. Nicht zuletzt, weil mit der heutigen Technik vieles möglich ist. Ob ein YouTube-Video tatsächlich neu ist, lässt sich unter anderem mit dem Amnesty-Video-Check prüfen.


Als Eltern und Bezugsperson können Sie Kinder und Jugendliche dabei unterstützen, nicht automatisch alles für bare Münze zu nehmen, was sie online lesen und sehen. Ob es Videos sind, die von Freund*innen weitergeleitet werden, Posts von Influencer*innen oder News auf einer Nachrichtenseite – führen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind einen Faktencheck durch. Und vermitteln Sie, dass eine kritische Haltung wichtig ist, um sich eine eigene Meinung zu bilden, dass es Menschen gibt, die mit allen Mitteln versuchen, andere von ihren Ansichten zu überzeugen, und dass im Krieg Falschnachrichten zur Propaganda eingesetzt werden. Das war schon immer der Fall, nur bietet das Internet heute noch mehr Möglichkeiten und eine noch grössere Reichweite.  

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Weitere Informationen zum Thema finden Sie in unserer Rubrik → Fake News & Manipulation.

 

Bettina Bichsel ist Journalistin und Texterin. Sie schreibt und bloggt unter anderem für Jugend und Medien.