Fördern Sie die digitale Kreativität Ihrer Kinder!

| Bettina Bichsel

Wenn wir über digitale Medien reden, tendieren wir leicht dazu, den Blick zu sehr auf das Negative zu richten. Das wollen wir heute anders machen. Denn die Kreativität beispielsweise lässt sich mit einem Smartphone oder Tablet ganz wunderbar fördern.

Kreativität gilt in unserer komplexen Welt längst als Schlüsselkompetenz. Kein Wunder, wenn wir uns vor Augen führen, was alles damit verbunden ist. Wer kreativ ist,

  • blickt und denkt über den Tellerrand hinaus und findet so neue, vielleicht sogar ungewöhnliche Lösungen
  • reagiert offen auf Veränderungen und Herausforderungen
  • ist spontan und kann improvisieren
  • hat eine gute Wahrnehmung
  • geht Probleme aktiv und selbstständig an
  • ist bereit, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln

Gestalten statt konsumieren

Bei der Geburt wird uns die Fähigkeit zur Kreativität mit in die Wiege gelegt. Und immer wenn wir kreativ tätig sind, trainieren wir diese Fähigkeit wie einen Muskel. Als Eltern können Sie Ihr Kind dabei unterstützen – zum Beispiel eben mit digitalen Medien. So lernt Ihr Kind einen neuen Zugang: weg vom reinen Konsumieren und hin zum aktiven Gestalten.

Angeregt wird nicht nur die Fantasie. Auch andere Fähigkeiten werden gefördert – und zwar ganz unterschiedliche, je nachdem, in welcher Richtung sich Ihr Kind ausprobieren möchte. Ausserdem gehört der kreative Umgang mit digitalen Geräten genauso zur Medienkompetenz wie das Bewusstsein für Risiken und das technische Know-how.

Klar ist: Je jünger Kinder noch sind, desto mehr Begleitung und Anleitung benötigen sie. Gehen Sie also gemeinsam mit Ihrem Kind auf Entdeckungsreise!
 

Von Geräuschen und anderen Experimenten

Lustige Anregungen gibt beispielsweise die Geräusch-Rezeptsammlung von → Auditorix. Bevor Sie die Auflösungen durchlesen, können Sie selbst kreativ sein: Überlegen Sie sich gemeinsam, wie Sie das Geräusch von Regen oder Donner aufnehmen können, auch wenn draussen die Sonne scheint und keine Gewitterwolken in Sicht sind. Oder wie Sie raschelnd durch Laub laufen, auch wenn noch keine Blätter gefallen sind.

Zahlreiche Experimente zum Nachmachen gibt es auf der Webseite von → Geolino. Wenn Sie während Ihren Versuchen das Handy-Video laufen lassen, können Sie am Ende daraus ein kleines Filmchen oder eine Fail-Compilation zusammenschneiden, zum Beispiel mit der KineMaster App (für → Android und → iOS). Und wenn sich dafür noch alle passend als Tüftler*innen verkleiden, macht das Ganze noch mehr Spass.

Das Kinderzimmer als Trickfilmstudio

A propos eigene Videos: Mit der App Stop Motion Studio (→ Android und → iOS) lassen sich leicht kleine Trickfilme drehen. Es braucht dafür einzig eine Storyline, passende Figuren (wie Lego) und eine kleine Kulisse. Noch einfacher funktioniert ChatterPix (→ Android und → iOS). Die App erweckt nämlich Kinderzeichnungen zum Leben. Fehlt nur noch die Tonspur, aber da fällt den Kindern bestimmt etwas ein.

Dasselbe Prinzip, aber für ältere Kinder, bietet FlipaClip (→ Android und → iOS).

Mandalas: Kunstwerke leicht gemacht

Natürlich fördert auch Malen die Kreativität – und das Internet bietet einen wahren Fundus an Ausmalvorlagen. Dafür muss man nur das gewünschte Motiv plus «Ausmalvorlage» als Suchbegriffe eingeben – et voilà. Einen Schritt weiter können wir mit der App Sketchbook (→ Android und → iOS) gehen. Neben zahlreichen anderen Möglichkeiten, die selbst von Künstler*innen und Illustrator*innen genutzt werden, lassen sich damit nämlich kinderleicht eigene Mandalas kreieren, die wir dann ausdrucken und ausmalen können. Eine Anleitung dafür finden Sie → hier.
 

Kreatives als Gesprächsgrundlage

Als Eltern mögen Sie nicht immer begeistert sein von den Social-Media-Posts Ihrer Kinder. Weil aber Kritik gerade bei Jugendlichen oft mässig hilft, versuchen Sie es vielleicht lieber mit einer kreativen Anregung. Picsart ist ein Tool für Fotos, Videos und alle möglichen Gestaltungsformen. Es lässt sich auf dem Computer oder auf einem portablen Gerät nutzen (→ Android und → iOS). Ausserdem bietet die App eine gute Gelegenheit, über Bildbearbeitung zu sprechen – und darüber, wie man sich im Netz präsentieren möchte (→ Selbstdarstellung und Schönheitsideale).

Wenn Ihr Sohn oder Ihre Tochter sich für Musik interessiert, könnte die App Groovepad (→ Android und → iOS) spannend sein. Damit lässt sich soundmässig so einiges ausprobieren.

Eigene Apps und Games kreieren

Und da digitale Medien in der Welt der Heranwachsenden schon so eine grosse Rolle spielen. Wie wär es, wenn sie selbst zu App- oder Spielentwicklerinnen werden? Auch hier gibt es inzwischen eine ganze Reihe von Angeboten für alle Alterklassen – im deutschsprachigen Raum angefangen bei → «Der Maus», die das Programmieren auf spielerische Weise näher bringt.

Weitere Programmier-Tools: → Scratch und → ScratchJr, → AppInventor, → Code, → AntMe. → Open Roberta vom deutschen Fraunhofer Institut ermöglicht es sogar, eigene Roboter zu programmieren.

Und: Gamen ist zwar cool, ein eigenes Game zu entwerfen aber noch so viel cooler! Wie das geht, zeigen unter anderem folgende Apps: → Candli, → Bloxels, → Draw your Game, → GB Studio.

Kreativitätsschub dank Langeweile

Nach all den Vorschlägen noch dies: Kreativität braucht Zeit und die Möglichkeit, sich auszuprobieren. Nicht immer gelingt auf Anhieb alles. Etwas zu versuchen und dann zu sehen, dass es nicht klappt, gehört ebenfalls zum Prozess dazu. Und nicht zuletzt: Kreativität entsteht nicht selten aus Langeweile. Das Handy soll also durchaus auch mal für längere Zeit weggelegt werden.

Bettina Bichsel ist Journalistin und Texterin. Sie schreibt und bloggt unter anderem für Jugend und Medien.