Online-Fakeshops: Betrügern nicht auf den Leim gehen

| Bettina Bichsel

Sie wirken seriös und locken mit Schnäppchen. Aber nach der Bezahlung erhält man entweder nichts oder Billigware. Wie erkennen Jugendliche betrügerische Seiten, bevor sie darauf reinfallen?

Heute ein Mausklick und in ein paar Tagen ist das Paket da: Online-Shopping ist nicht erst seit der Corona-Pandemie beliebt. Innerhalb von zehn Jahren hat sich das Online-Geschäft hierzulande mehr als verdoppelt. 2023 bestellten Konsumentinnen und Konsumenten aus der Schweiz für 14,4 Milliarden Franken Produkte im Internet. (Quelle: GfK Switzerland)

Angesichts dieser Zahlen ist es (leider) kein Wunder, dass sich auch Betrügerinnen und Betrüger auf dem Markt tummeln. Zu ihren Maschen gehören sogenannte Fakeshops, also gefälschte Online-Plattformen, in denen vermeintlich etwas angeboten und dafür Geld kassiert wird. Geliefert wird letztlich aber nichts oder höchstens irgendein Ramsch.

Oft werden die Käuferinnen und Käufer vertröstet mit dem Hinweis auf Lieferengpässe oder andere Schwierigkeiten, um Zeit zu schinden.

Ein Millionen-Betrugsgeschäft

Ein internationales Recherche-Team von der deutschen → Zeit, der französischen Le Monde und dem britschen Guardian hat jüngst ein ganzes Netzwerk solcher Fakeshops aufgedeckt. Über 76'000 Domains gehörten dazu, und allein in Europa und den USA wurden «mehr als 850'000 Menschen um viele Millionen Euro gebracht», wie es in einem Bericht heisst.

Die Schilderungen der Betroffenen klingen immer ähnlich:

  • Sie fanden überraschend günstige Markenklamotten oder Designerstücke und freuten sich über das (vermeintliche) Schnäppchen – selbst wenn ihnen der Preis fast zu gut erschien, um wahr zu sein.
  • Produkte (z.B. Kosmetika oder ebenfalls Markenartikel), die in anderen Shops oft ausverkauft sind, waren plötzlich erhältlich – ebenfalls zu äusserst attraktiven Preisen.


Eine geprellte Kundin sagte zwar in dem Bericht, dass ihr Zweifel gekommen seien und sie sich gefragt hätte, ob es sich vielleicht um einen Betrug handle. Weil das Kleidungsstück, das ihr angepriesen wurde, aber nur 20 Euro kostete, ging sie das Risiko ein.
 

Rechtliche Schritte sind schwierig

Wie ihr mag es vielen gehen: Kleinere Verluste nimmt man eher hin, weil sie sich verschmerzen lassen. Man ärgert sich zwar über sich selbst, zieht dann aber einen Schlussstrich. Weil man sich nicht nur blöd vorkommt, sondern auch denkt: Ist doch eine Lappalie. Genau davon profitieren die Betrüger*innen. Denn ein Einzelbetrag mag gering sein, die schiere Masse der gefälschten Shops aber macht das Ganze zu einem riesen Geschäft.

Die Betreiber der Seiten sitzen meist irgendwo im Ausland, im Falle des aufgedeckten Netzwerkes in China. Oft vertrösten sie die Käuferinnen und Käufer, indem sie auf Lieferengpässe oder andere Schwierigkeiten verweisen. So verstreicht Zeit, die eigentlich noch genutzt werden könnte, um die Zahlung bei der Bank zu widerrufen. Und irgendwann denkt man einfach: Dumm gelaufen, Schwamm drüber. Und wer geht schon bei 20 Franken zur Polizei oder schaltet einen Anwalt ein? Genau ersteres sollte man aber in jedem Fall tun. Dazu später im Text mehr.

Dropshipping: lange Lieferzeit, minderwertige Ware

Ein Hinweis noch zu einem anderen Phänomen, den sogenannten Dropshipping-Shops. Hier handelt es sich um eine Art Zwischenhändler, die zwar Produkte anbieten, diese selbst aber gar nicht an Lager haben. Oftmals handelt es sich um Billigware aus dem asiatischen Raum, die in Europa zu überteuerten Preisen angeboten werden. Die Anzeichen für Fakeshops, die wir gleich nennen, gelten meist auch für Dropshipping-Shops, da die Grenzen zwischen solchen Betrugsmodellen fliessend sind. Gefahren bei Dropshipping sind insbesondere hohe Versandkosten und Zollgebühren, gerade auch bei Rücksendungen. Lange Lieferzeiten und private Adressen seitens Verkäufer sind Hinweise, dass es sich um Dropshipping-Anbieter handeln kann. Auch hier ist Vorsicht geboten!

Tipps für Eltern

Jugendliche shoppen gern im Internet. Und wenn dank gefundener Schnäppchen am Ende des Monats noch Taschengeld übrig bleibt, ist das umso verlockender. Klären Sie darum Ihre Kinder über das Thema Fakeshops auf und reden Sie darüber, wie betrügerische Angebote erkannt werden können. Die wichtigsten Anhaltspunkte sind:

  • Fehlendes, unvollständiges oder fragwürdiges Impressum: Aus dem Impressum muss klar werden, wer sich hinter der Webseite verbirgt. Es braucht eine Adresse, den Namen einer vertretungsberechtigten Person, eine E-Mail-Adresse sowie (bei einem Unternehmen) Angaben zum Handelsregistereintrag.
  • Sagenhafte Angebote: Klar gibt es auch bei seriösen Anbietern Preisreduktionen und Spezialangebote. Wenn aber mit Preisen geworben wird, die eigentlich zu schön sind, um wahr sein, sind Zweifel angebracht. Eine Möglichkeit, der Sache auf den Grund zu gehen, ist die Google-Bilder-Rückwärtssuche:
    • Speichern Sie das Produktbild auf ihrem Computer.
    • Öffnen Sie → Google-Bilder und klicken Sie im Suchfeld auf 'Suche anhand von Bildern' (farbiges Kamera-Symbol).
    • Laden Sie hier das Bild hoch und schauen Sie, auf welchen Seiten das Foto sonst noch verwendet wird. Ist es beispielsweise auf aliexpress.com zu finden, ist das wenig vertrauenswürdig.
  • Überschwängliche Kundenbewertungen: Rezensionen von Kundinnen und Kunden können leicht gefälscht werden (und sind es leider allzu oft). Gerade bei betrügerischen Seiten sind die Bewertungen in der Regel auffallend positiv. Und auch wenn Kundenbewertungen gänzlich fehlen, sollten Sie vorsichtig werden.
  • Erfundene oder geklaute Gütesiegel: Es gibt verschiedene Gütesiegel, die uns Käuferinnen und Käufern vermitteln, dass es sich um einen geprüften Online-Shop handelt. Fakeshops kreieren aber nicht selten eigene Labels, die auf den ersten Blick seriös aussehen, hinter denen aber keine unabhängige Zertifizierungsstelle steht. Oder sie kopieren einfach offizielle Label und schmücken ihre Seiten damit. Wenn Sie das Label anklicken, muss dieses verlinkt sein und zur Prüfstelle führen.
  • Eingeschränkte Zahlungsmethoden: Als Käufer*in sollte man verschiedene Zahlmethoden zur Auswahl haben. Ist dies nicht der Fall und herrscht das Prinzip 'erst zahlen, dann liefern' vor, sollten Sie sich überlegen, ob Sie wirklich bestellen möchten.
  • Rechtschreibfehler und unklare AGB: Fakeshops arbeiten mit digitalen Übersetzungstools. Die werden zwar immer besser, führen aber vergleichsweise oft zu Fehlern oder seltsamen Formulierungen. Auch die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) können Hinweise liefern, dass es sich um eine betrügerische Seite handelt, wenn sie fehlerhaft oder sichtlich aus unterschiedlichen Quellen zusammenkopiert sind.


Oft hilft es, in einer Suchmaschine die Webseite bzw. den Anbieter mit Zusätzen Betrug, fake oder Erfahrungen einzugeben. Ausserdem gibt es Verbraucherschutz-Angebote, in denen Fakeshops gelistet und entsprechend abgefragt werden können. Im deutschsprachigen Raum sind dies beispielsweise:


Ist Ihr Kind Betrügern auf den Leim gegangen, sollten Sie bei der Bank, bei Twint etc. so schnell wie möglich die Zahlung rückgängig machen. Melden Sie den Betrug zudem bei der Polizei und über das → Online-Formular des Bundesamtes für Cybersicherheit.

Schliesslich können Sie bei der → Reklamationszentrale Schweiz oder bei der → Ombudsstelle e-commerce Ihren Fall schildern, um Vorschläge für Vorgehensmöglichkeiten zu erhalten.

*

Weitere Informationen und Tipps finden Sie in unserer Rubrik → Einkaufen & Downloaden.

Bettina Bichsel ist Journalistin und Texterin. Sie schreibt und bloggt unter anderem für Jugend und Medien.