Darstellung eines Bitcoins vor einem Aktienkurs auf dem Smartphone

In der Krypto-Welt ist nur eins sicher: das grosse Risiko

Bei jedem Bitcoin-Hoch überschlagen sich die Schlagzeilen. Ist es wirklich so leicht, schnell reich zu werden?

Bei jedem Bitcoin-Hoch überschlagen sich die Schlagzeilen. Und in den Sozialen Medien wird schnell klar: Wer jetzt nicht aufspringt, verpasst den Zug in Richtung Millionärsdasein. Ist es wirklich so leicht, schnell reich zu werden?

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«Der einfachste Weg für 20-Jährige, Millionär*in zu werden»

Wenn wir den Schlagzeilen im Netz Glauben schenken, scheint schneller Reichtum ein Kinderspiel zu sein. Man darf nur nicht den richtigen Zeitpunkt verpassen. Und der ist im Moment des Posts meist «jetzt oder nie!».

Aber machen wir einen Schritt zurück und schauen uns die Sache mit dem Bitcoin und anderen Kryptowährungen etwas genauer an.
 

Was hat es mit dem ganzen Krypto-Hype auf sich?

Anfang März 2024 hat der Bitcoin mal wieder für Rekorde gesorgt. Er stieg auf ein neues CHF-Hoch, und auch in anderen Ländern erreichte er nie dagewesene Höchststände. Nach den Skandalen um den Kryptobörsen-Gründer Sam Bankman-Fried, mehreren Verhaftungen und Verurteilungen in der Branche wegen Terrorfinanzierung kehrte die Euphorie zurück in die Krypto-Welt.

Der Bitcoin ist nach wie vor die bekannteste und älteste Kryptowährung. Schon in den 1990er Jahren gab es erste Versuche, digitale Währungssysteme auf den Markt zu bringen. Aber erst mit der Finanzkrise 2008 wurden die Voraussetzungen geschaffen, ein so fundamental neues System salonfähig zu machen. 2009 kamen schliesslich die ersten Bitcoins auf den Markt – der erste dokumentierte Wert belief sich auf nicht mal 1 Cent (0,00099 US-Dollar) pro Stück. 2010 kaufte jemand zum ersten Mal ein Produkt mit Bitcoins, und zwar zwei Pizzas für 10'000 Coins.

Danach ging es auf eine kontinuierliche Berg- und Talfahrt. Nach raketenhaften Kursanstiegen kamen immer wieder ebenso fulminante Abstürze. Genau das macht alle Kryptowährungen aus. Und davon gibt es inzwischen über 8'000 (Stand März 2024).

Unter anderem wegen dieser Unbeständigkeit gelten Kryptowährungen als Hochrisiko-Investment. Das heisst: So schnell wie man mit Bitcoins Geld machen kann, so schnell kann es wieder weg sein.

Nur, im Gegensatz zu den Erfolgsschlagzeilen sind solche wie diese hier selten: «Ich habe durch Bitcoin mehrere Hunderttausend Euro verloren». Wer stellt sich schon gern als Loser ins Rampenlicht? Insbesondere, wenn so viele andere damit prahlen, wie reich sie geworden sind.

Hochrisiko-Spekulationen haben grosses Suchtpotenzial: Der grosse Gewinn ist vermeintlich immer nur einen Einsatz entfernt.

Bettina Bichsel, Jugend und Medien

Wo liegen die Risiken?

Wie gesagt: Bitcoin & Co. unterliegen enorm starken Kursschwankungen. Wie diese aussehen, kann niemand voraussagen. Expert*innen sehen zwar vor allem durch die neue Zulassung von Bitcoin-Fonds in den USA positive Anzeichen. Die Unberechenbarkeit bleibt aber bestehen – und damit auch das hohe Risiko, wenn ich Geld investiere.

Hochrisiko-Spekulationen haben ausserdem grosses Suchtpotenzial. Wer schon mal in einem Casino war oder bei anderen Glücksspielen versuchte, ans schnelle Geld zu kommen, kennt diese Dynamiken: Der grosse Gewinn ist vermeintlich immer nur einen Einsatz entfernt. Wenn ich verliere, möchte ich das um jeden Preis wieder wettmachen. Dieser Teufelskreis kann schnell zur Schuldenfalle werden.

Und schliesslich gibt es bei Kryptowährungen im Gegensatz zu klassischen Währungen oder Aktienmärkten erst langsam Regulierungen. Fehlende Kontrollmechanismen machen die digitalen Währungssysteme gerade für Kriminelle interessant, beispielsweise für Geldwäsche, Waffen- und Drogenhandel oder Marktmanipulationen. Auch Hacker- und Pishing-Angriffe sind – wie überall im Netz – möglich. (Lesen Sie zum Thema Cyber-Security unseren Blogbeitrag. Informationen rund um den Schutz Ihrer persönlichen Daten finden Sie ausserdem in unserer Rubrik → Sicherheit & Datenschutz).

Tipps für Jugendliche und Eltern

Grundsätzlich ist der Handel mit Kryptowährungen erst ab 18 Jahren möglich. Jüngere Kinder benötigen die Zustimmung der Eltern. Ob dies kontrolliert wird, entzieht sich meinem Wissen.

Wer sich für Kryptowährungen interessiert, sollte sich aber bewusst sein:

  • Die Investition in Bitcoins & Co. gleicht einem Glücksspiel. Ja, Gewinne sind möglich. Genauso aber grosse Verluste. Eine Sicherheit gibt es nicht!
  • Wenn Influencer*innen oder YouTuber*innen davon berichten, wie schnell sie mit Kryptowährungen reich geworden sind, machen sie das in erster Linie aus Eigennutz. Sie haben ja selbst in die Währung investiert. Und wenn die Nachfrage allgemein steigt, erhöht das den Wert der Währung. Damit steigt für sie die Chance, ihre Anteile mit Gewinn zu verkaufen.
  • Ob Aktien, Kryptowährungen oder andere Investments, eine Regel ist immer gleich: Je höher das Gewinnversprechen, desto grösser ist auch das Risiko.
  • So einfach es auch klingen mag, der Handel mit Kryptowährungen ist komplex. Man braucht Fachwissen, um zu verstehen, wie das System funktioniert. Das wiederum öffnet einen neuen Markt: Viele Unternehmen werben mit (teuren) Schulungsangeboten.
  • Der Krypto-Markt ist anfällig für Manipulation und Betrug.
  • Bei der Wahl einer Trading-Plattform muss auf grösstmögliche Sicherheit geachtet werden (z.B. durch eine Zwei-Faktor-Authentifizierung beim Account und die sichere Verwahrung der erworbenen Coins). Das Jugendportal.at weist zudem auf Faktoren hin, die seriöse von betrügerischen Plattformen unterscheiden. Dazu gehören die Zahl der Nutzer*innen, das Handelsvolumen, der Sitz der Plattform oder der Zeitraum, in dem die Börse bereits existiert.


Sprechen Sie mit Ihrem Kind über das Thema und machen Sie vor allem deutlich, dass man eine Investitionsentscheidung nie ohne sorgfältiges Abwägen der Chancen und Risiken treffen sollte. Geld, das man in Kryptowährungen investiert, sollte verzichtbar sein und auf keinen Fall dringend benötigt werden.

Bettina Bichsel ist Journalistin und Texterin. Sie schreibt und bloggt unter anderem für Jugend und Medien.