Sind die Voraussetzungen geschaffen, kann dies der Ausgangspunkt für neue Lernaktivitäten sein. Denn, so der Erziehungswissenschaftler, der im Bereich der digitalen Lehr- und Lerntechnologien promovierte: «Anwendungskompetenz, also die Frage, wie ich ein Tool effizient nutze, ist eine Sache. Dazu gehört für die Nutzung von künstlichen Intelligenzen ein fachliches und methodisches Verständnis, um zu wissen, wie ich eine gute Frage formuliere. Darüber hinaus ist aber auch wichtig, hinter den Vorhang zu schauen und ein Grundlagenverständnis zu entwickeln: Was ist ein Algorithmus bzw. im Falle von KI ein lernfähiger Algorithmus? Wie funktioniert er? Was sind seine Möglichkeiten und wo liegen seine Grenzen?»
Bei «ChatGPT» liegen die Probleme vor allem darin, dass das System (selbst auf Nachfrage) keine klaren Quellenangaben liefert und nicht selten schlicht falsche Aussagen trifft. Darauf weist selbst OpenAI auf der Eingangsseite hin. Medienkompetenz bedeutet hier das Wissen darüber, wie ich Fakten überprüfe und welche Quellen vertrauenswürdig sind (mehr zu diesem Thema finden Sie in unserer Rubrik → Fake News & Manipulation).
Eine neue Aufgabenstellung in der Schule könnte also sein, dass Schülerinnen und Schüler unter Anleitung der Lehrperson von «ChatGPT» einen Aufsatz schreiben lassen und dann den Text analysieren: Stimmt das Geschriebene? Wie sind Text- und Satzaufbau? Wie ist das Storytelling?
Denn selbst wenn man «ChatGPT» dazu auffordern kann, seine Antwort menschlicher zu formulieren, und auch wenn Erkennungssoftware nicht zuverlässig unterscheiden kann, ob ein Text nun von einer KI oder von einem Menschen geschrieben wurde, verfügt das künstliche System gemäss Schwendimann über eine Schwäche: «Im Grunde ist es ja nicht intelligent. Es ist einfach eine sehr effiziente Schreibmaschine, die aber nicht weiss, warum sie die Wörter, die sie verwendet, gerade in dieser Form zusammenführt.»