Discord: Was den Reiz ausmacht und wo Risiken liegen

| Bettina Bichsel

Für viele Jugendliche ist Discord inzwischen DIE Plattform, um sich online auszutauschen, zu gamen oder Musik zu hören. Als Erwachsene steht man (einmal mehr) da und fragt sich: Discord? Was ist das nun wieder? Wir klären auf.

Neu ist Discord nicht. Die Online-Plattform kam 2015 auf den Markt. Aber neu ist, dass sie ihr eher nischenförmiges Dasein innerhalb der Gaming-Szene inzwischen stark ausgeweitet hat. Mit weltweit mehr als 250 Millionen Nutzenden gehört Discord zu den beliebtesten Online-Diensten.

Und gerade Jugendliche haben Discord für sich entdeckt, denn die Plattform vereint vieles, was Heranwachsende cool finden: Sie können sich hier treffen, um privat oder in Gruppen zu chatten, sich zu allen möglichen Themen auszutauschen, zu gamen oder Musik zu hören. Im Grunde ist es ein Rundumdienst für alles mit der Idee, nicht von einer Anwendung zur anderen wechseln zu müssen.

Spiel, Spass, Austausch: Discord begleitet durch den ganzen Tag.

Bettina Bichsel, Jugend und Medien

Chatten und chillen: Jugendliche als Zielgruppe

Auf der eigenen Webseite bezeichnet sich Discord selbst als «Gruppenchat voller Spiel und Spass». Dass ein junges Publikum angesprochen werden soll, wird schon klar, wenn es heisst: «Gestalte deinen eigenen Raum zum Reden, Spielen und Abhängen.» Und die meisten Funktionen unterstreichen das:

  • Wer sich anmeldet, kann einen Avatar gestalten. Ausserdem gibt es benutzerdefinierte Emojis, Sticker und Soundeffekte.
  • Das gemeinsame Erleben steht im Vordergrund, sei es bei Chats, Videocalls oder bei einem Spiel. Und zumindest virtuell kann man alles teilen, damit es sich so anfühlt, «als würdest du mit Freunden auf der Couch abhängen, während du ein Spiel streamst, eine Serie schaust, Fotos ansiehst oder, keine Ahnung, deine Hausaufgaben machst oder so».
  • Der Profilstatus zeigt an, was andere gerade machen: Spotify hören, Fortnite zocken oder auch einfach nur chillen.

Gruppen für den gemeinsamen Austausch

Discord gibt es als Anwendung für den Desktop sowie als App für mobile Geräte. Der Dienst begleitet einen also durch den ganzen Tag. Kernelement auf Discord sind die sogenannten Server. Damit sind Gruppen gemeint, die es zu allen möglichen Themen gibt. Grob eingeteilt sind sie in die Bereiche Gaming, Unterhaltung, Bildung, Wissenschaft & Technik sowie Musik. Viele sind öffentlich, bei anderen ist ein Zugangslink erforderlich. Zudem gibt es verifizierte und nicht verifizierte solche Gruppen.

Auch eigene Server kann jede und jeder einrichten, z.B. Freundes-, Game- oder Lerngruppen. Wer unter sich bleiben möchte, macht den Server privat und schützt ihn mit einem Passwort. Innerhalb solcher Server können auch Fotos und Videos gepostet werden. Zudem lässt sich der Bildschirm teilen.

Andere Online-Dienste wie Spotify oder das Streaming-Portal Twitch lassen sich bei Discord verlinken. So sehe ich, welche Musik meine Freunde gerade hören oder ob sie sich einen Live-Stream zu unserem Lieblingsgame anschauen. Umgekehrt kann ich das natürlich für andere genauso sichtbar machen.

Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die Risiken.

Bettina Bichsel

Tipps für Eltern

Wie bei vergleichbaren Plattformen gibt es auch bei Discord einige Risiken für Heranwachsende. Dazu gehört, dass das Mindestalter (das eigentlich auf 16 Jahre festgelegt ist) bei der Anmeldung nicht geprüft wird. Kinder und Jugendliche können auf nicht altersgerechte Inhalte wie pornografische oder gewalttätige Fotos und Videos stossen. Ausserdem besteht die Gefahr von → Cybergrooming, das heisst es kann zu sexuellen Belästigungen durch Fremde kommen, die sich in ihren Profilen beispielsweise jünger ausgeben. Auch → Mobbing ist in den Gruppen immer mal wieder ein Thema.

Wenn Ihr Kind Discord nutzt, sollten Sie Folgendes beachten:

  • Checken Sie gemeinsam die Sicherheits- und Privatsphäre-Einstellungen, falls Ihr Kind bereits ein Konto hat. Wenn es sich um ein neues Konto handelt, richten Sie es gemeinsam ein. Wichtige Einstellungen betreffen beispielsweise die Multi-Faktor-Authentifizierung und die Deaktivierung von nicht-jugendfreien Inhalten sowie die Frage, was in dem Profil öffentlich sichtbar ist und wer einen als Freund hinzufügen kann.
  • Discord bietet für Eltern und andere Erziehungsberechtigte ein sogenanntes → Family Center an. Damit können Sie die Aktivitäten Ihres Kindes nachverfolgen und erhalten wöchentliche E-Mail-Zusammenfassungen. Gleichzeitig soll die Privatsphäre Ihres Kindes gewahrt bleiben, wie Discord dazu schreibt.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die Risiken:
    • Nicht nur Menschen mit guten Absichten nutzen die Plattform. Ihr Kind soll vorsichtig sein bei Unbekannten in Chatgruppen, keine persönlichen Informationen preisgeben und beispielsweise keine Einladungen zu einem Treffen (offline oder in einem Privatchat) annehmen.
    • Discord muss sich finanzieren. Darum gibt es Werbung oder Angebote zum Kauf von Spielinhalten. Ihr Kind soll nicht ohne Rücksprache mit Ihnen auf solche Angebote eingehen.
    • Auch rassistische, diskriminierende und extremistische Inhalte finden sich immer wieder auf Discord. Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, wie man auf Hassbotschaften im Netz reagieren kann. Melden Sie die Inhalte, damit die Urheber gesperrt werden.


Bleiben Sie auf jeden Fall im Gespräch und interessieren Sie sich für die Aktivitäten Ihres Kindes. Wenn etwas Unangenehmes passiert oder etwas Angst macht, sollte es wissen, dass es auf Sie zukommen kann.

Bettina Bichsel ist Journalistin und Texterin. Sie schreibt und bloggt unter anderem für Jugend und Medien.