Personen bei den Informationstischen, welche sich austauschen.

2. Nationales Fachforum Jugendmedienschutz 2013

«Verbote können zu geringer Medienkompetenz führen»

Das Fachforum vermittelte einen Überblick über die Herausforderungen des Jugendmedienschutzes: Expertinnen und Experten präsentierten aktuelle Entwicklungen, Chancen, Risiken und Trends; Erkenntnisse und Präventionsstrategien wurden engagiert diskutiert. So etwa die Aussage von Prof. Dr. Uwe Hasebrink: «Je medienkompetenter Jugendliche sind, desto risikoreicher bewegen sie sich in den digitalen Medien, aber desto seltener sind negative Erfahrungen. Und je restriktiver Jugendliche sich bewegen, desto weniger Risiken gehen sie ein, aber desto geringer ist auch ihre Medienkompetenz.»

Es wurde intensiv diskutiert über: Tipps und Vorschläge, wie ein sicherer und altersgerechter Medienalltag in der Familie, Schule, Freizeit und anderen Betreuungssituationen gestaltet werden kann und welche Strategien zur Förderung von Medienkompetenzen in den verschiedenen Settings erfolgversprechend sind.

→ Programm

Foren und Workshops

Die Expertenmeinungen zu den entwicklungspsychologischen Konsequenzen des Medienkonsums gehen weit auseinander. Prof. Ohler berichtete im Forum 1 von seiner Forschung zur Medienwahrnehmung von Kleinkinder. Eine Längsschnittstudie hat ergeben, dass die Mediale Zeichenkompetenz bei Kleinkindern ein Prädiktor für spätere Schulleistung ist: Kinder mit grösserer medialer Zeichenkompetenz zeigen demnach später höhere mathematische sowie höhere Lese- und Schreibfähigkeiten. Zudem zeigte sich in den Untersuchungen, dass Kinder die Medien benutzen dürfen, räumliche Denkaufgaben besser lösen als Kinder, die einem Medienverboten unterliegen. Auch werde das narrative Verstehen gefördert, unabhängig davon, ob jemand einem Kind ein Buch vorliest, oder ob es eine Geschichte medial vermittelt erhält.

Es scheint, so Ohler, einen Zusammenhang zwischen medialer Kompetenz und Intelligenz zu geben. Medienkompetenz heisst auch: Schreiben und Lesen können.

In der Diskussion wurde die «3-6-9-12-Regel» von Serge Tisseron kritisch diskutiert. Prof. Ohler empfahl, diese nicht zu strikte anzuwenden, vorausgesetzt die Eltern würden eine Mediatorfunktion wahrnehmen und die Aufmerksamkeitsspanne des Kindes berücksichtigen.

Referent: Prof. dr. Peter Ohler, Institut für Medienforschung der Technischen Universität Chemnitz (D)

Selbstverletzendes Verhalten von Jugendlichen wie Ritzen, erhält durch die Möglichkeit der Präsentation und Verbreitung über die digitalen Medien eine neue Dimension. Dieses Phänomen wie auch die Internetbewegung Pro-Ana, welche die Magersucht als vorteilhaft darstellt, werden im Forum präsentiert, die sozialen Implikationen dargestellt und Möglichkeiten der Prävention aufgezeigt.

Prof. Dr. Sabina Misoch, Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft, Universität Mannheim (D):
«Schmerz gegen den Schmerz» Selbstverletzendes Verhalten (SVV) und dessen Darstellung im Internet

In Forum 3 wurde die aktuelle Debatte zum Thema Onlinesucht aufgezeigt, die als erstes die Frage stellt: Handelt es sich um eine eigenständige psychische Krankheit, die verschiedene Formen wie Glücksspiel-, Game-, Pornografie-, Shoppingsucht etc. umfasst oder ist sie die Folge von anderen Erkrankungen (Angst, Depression)? Der Trend geht dahin, Onlinesucht als eine Krankheit zu anerkennen, genauso wie Alkoholsucht oder Drogenabhängigkeit. Gregor Waller, ZHAW, präsentierte Antworten aus der Forschung auf die Fragen: Welche Symptome sind typisch onlinesüchtiges Verhalten? Welche Therapien gibt es? Und wie erfolgreich sind sie?

Valérie Wenger Pheulpin von der Fondation Neuchâtel Addiction präsentierte anschliessend ihre Erkenntnisse aus der Praxis und zeigte beispielhaft auf, auf welchen Ebenen eine Intervention abläuft. Zum Schluss stellte sie Angebote aus der Praxis vor - aus Prävention, Therapie und Schadensminderung.

Referate zum Download:

Gregor Waller, Leiter Forschungsschwerpunkt Psychosoziale Entwicklung und Medien, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW:
Internet, Videogames und Handy: Grenzen zwischen engagierter Nutzung und Verhaltenssucht. Aktuelle Befunde aus der Forschung

Valérie Wenger Pheulpin, coordinatrice de la prévention, Fondation Neuchâtel Addiction

Exzessive Nutzung von Computerspielen und Internet

In ihrem Referat präsentierte Prof. Martyniuk aktuelle Studienergebnisse zu den sexuellen Erfahrungen von 16-19-jährigen deutschen Jugendlichen im Internet. Internet sei eine Probebühne, auf der Jugendliche erste Erfahrungen sammeln können. Im Internet gehören das sich Kennenlernen, Flirten mit zufälligen Kontakten und der Konsum von Pornografie zum normalen Verhalten. Bei Mädchen muss man allerdings eher von Pornografiekontakt sprechen, da sie meist nur zufällig mit den Bildern in Kontakt kommen (u.a. Pop-ups).

Gut ein Drittel der Jugendlichen trifft sich im realen Leben mit diesen Online-Kontakten, woraus sich bei einigen auch feste Beziehungen entwickeln. Bei den Treffen sind sie in der Regel vorsichtig, d.h. sie lassen sich von Freunden begleiten und die Treffen finden im öffentlichen Raum statt. Die grosse Mehrheit (94%) verschickt keine Nacktbilder im Internet. Bei denjenigen, die es tun, waren die Empfänger teilweise auch Unbekannte, was ein Risiko darstellt. 13 Prozent der Jugendlichen haben Erfahrungen mit Cybersex gemacht, mit bekannten oder unbekannten Partnern. Die Motivation: Neugier, Spass oder als Bestandteil der Paarsexualität. Sexuelle Belästigung im Internet haben 12 Prozent erlebt. Häufige Formen waren das Nachfragen von sexuellen Dienstleistungen sowie der Web-Cam Exhibitionismus (Chatpartner zeigt unerwartet seine Genitalien). Als Reaktion haben die weiblichen Jugendlichen den Chat abgebrochen und den Chat-Partner ignoriert.

Die Sexualpädagogin Christine Fayet wies darauf hin, dass das Internet insofern eine Veränderung ausgelöst habe im Verhalten, als dass die Sexualität heute nicht mehr nur im Anonymen stattfinde, sondern auch in der Öffentlichkeit. Dies betrifft auch die intime Selbstdarstellung von Jugendlichen auf Facebook. Solche Verhaltensweisen seien normal. Sie weist auf die Wichtigkeit der Sexualerziehung für die Prävention von negativen Erfahrungen hin sowie die Information über die Gefahren. Es bestehe ein Konflikt zwischen dem Gesetz, welches das Zugänglich machen von Pornografie an Minderjährige verbietet, und dem Konsumverhalten der Jugendlichen selbst. Es braucht die komplementäre Arbeit zwischen der Polizei (Brigade des Mineurs) und den Jugenddiensten.

  • Ma Psych. Urszula Martyniuk, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für Psychosoziale Medizin:
    Sexuelle Erfahrungen von Jugendlichen im Internet
  • Christine Fayet, Formatrice-Consultante en Santé Sexuelle et Reproductive, Intervenante Systémique & ACS Expériences en éducation sexuelle auprès des adolescents

Das Thema Cybermobbing beschäftigt viele Schulen. Sie sind gefordert, die Problematik sowohl präventiv anzugehen wie auch Lösungen für den konstruktiven Umgang damit zu finden. Forum 5 hat das Phänomen Cybermobbing aus theoretischer wie aus praktischer Perspektive beleuchtet. Die drei Präsentierenden haben einheitlich aufgezeigt: Jugendliche, die Opfer von Cybermobbing sind oder selber Mobbing ausüben, sind auch meistens in der offline-Welt von Mobbing betroffen; reine Cybermobbing-Opfer oder -Täter gibt es kaum. Traditionelles Mobbing kommt gemäss Studien dreimal so häufig vor wie Cybermobbing. Sonja. Perren weist darauf hin, dass die Schwere eines Falls davon abhängt, ob der Fall öffentlich oder anonym ist und nicht ob es sich um einen online oder offline-Fall handelt. Cybermobbing ist selten öffentlich, sondern häufiger halb-öffentlich oder privat.

Die Wissenschaft liefert gemäss Sonja Perren noch keine klaren Antworten, was präventiv gegen Cybermobbing wirkt. Trotz wissenschaftlicher Mängel weist Mario Antonelli darauf hin, dass es die langjährigen Erfahrungen in der Gewaltprävention erlaubten, den Wissensmangel der Wissenschaft bzgl. was wirkt auszugleichen - Cybermobbing sei primär eine Form von Gewalt, und nicht ein Medienproblem.

Die Prävention müsse deshalb in einen umfassenden Ansatz eingebunden sein: Mobbing-Prävention soll Cybermobbing als Sonderform integrieren. Denn Mobbingprävention wirke auch gegen Cybermobbing. Mario Antonelli betonte in diesem Zusammenhang zudem, dass Mobbingprävention eine Aufgabe der gesamten Schule sei, und nicht einer einzelnen Lehrperson. Wichtig bleibe aber, dass Lehrpersonen, die Kenntnis von einem Fall erhalten, unbedingt reagieren müssen. Dies ist gemäss der vorgestellten Genfer Studie häufig nicht der Fall. Die Studie ergab, dass nur 3 von 13 Lehrpersonen reagiert haben.

Die Frage nach aktuellen Entwicklungs- und Nutzungstrends von digitalen Medien stellt sich aufgrund der ständigen Weiterentwicklungen auch für den Jugendschutz. In drei Kurzreferaten konnten sich die Teilnehmenden eine Überblick über aktuelle Entwicklungen verschaffen. Prof. Daniel Süss erläuterte den Impact der technischen Entwicklungen auf die Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen. Wichtige Stichworte waren hierbei die rasant zunehmende Mobilität, die Speicherungen in Clouds, die Mensch-Maschine-Interaktion und die Individualisierung. Weiterhin wachsen würden die Teilnahme im social web, das media multitasking, die Nutzungszeit und die Anzahl der Nutzungsorte. Die Nutzer würden zudem immer jünger.

Dirk Bosmans von PEGI verschaffte einen Überblick darüber, wie sich das Angebot und Marktverhalten im Bereich Computerspiele aufgrund von Tablets und Smartphones verändert und wie über PEGI for Apps der Jugendschutz auch zukünftig gewährleistet werden soll. Bosmans informiert, dass PEGI gegenwärtig ein Ratingsystem für Apps aufbaue. Patrick Britschgi von Swisscom erläuterte technische Schutzmechanismen im Bereich Internet und Smartphones. Dabei seien je nach Alter und damit je nach Mediennutzung unterschiedliche Gefahren im Blickfeld, gegen die es wiederum unterschiedliche Sicherheitsfunktionen gäbe.

Es gibt in der Schweiz viele Informationsangebote, doch diese werden vor allem von gut informierten und motivierten Personen genutzt. Angebote für die Migrationsbevölkerung fehlen, der Zugang für Personen aus ländlichen Gebieten ist fraglich und die Angebote sind wenig interaktiv oder partizipativ. Dies zeigt eine Bestandesaufnahme im Auftrag des Bundesamts für Sozialversicherungen. May Mulle von Elternbildung CH wies darauf hin, dass Elternarbeit umso mehr wirke, je individueller sie sei, mit dem Nachteil, dass sie umso weniger Eltern auf einmal erreiche. Elternbildung CH fordert, Medienkompetenz müsse auch als eine Erziehungskompetenz verstanden werden: dazu gehört Wissensvermittlung, Austausch und Reflexion. Angebote müssen nahe an der Lebenswelt der Eltern sein, mit konkreten und praktischen Tipps.

Die Erfahrung von Zischtig.ch zeigt, dass lustvolle, unterhaltsame Kurse beliebt sind und Elternarbeit dann nachhaltig ist, wenn man auch die Jugendlichen einbezieht. Gute Erfahrungen bei Migranteneltern machte Zischtig.ch auch mit obligatorischen Kursen (via Schule).

Ein Beispiel niederschwelliger Elternarbeit ist das waadtländer Projekt «Jardins de parents» (Kooperation zwischen Kanton, Elternvereinigung und Schulen). Dabei arbeiten mehrsprachige Animatoren mit den Eltern, die Diskussionen richten sich nach deren Sorgen. Auch das Hausbesuchsprogramm schritt-weise ist sehr niederschwellig konzipiert. Das Spiel-und Lernprogramm zur frühen Förderung von Kindern in sozial benachteiligten, insbesondere bildungsfernen Familien ist primär auf die Elternbildung durch Modelllernen ausgerichtet. Es findet einerseits bei den Familien zu Hause statt, andererseits finden nach einer gewissen Eingewöhnungszeit regelmässige Gruppentreffen statt. Erfolgsfaktor ist der Einsatz und die Qualifikation der Hausbesucherinnen, die fachliche Laien sind und der Zielgruppe kulturell nahe stehen.

Neue Wege geht das Projekt Elternplanet mit der online-Elternarbeit: Online-Beratung via Website, Facebook, Youtube-Filme etc. (37'000 Kontakte) gehören zum Angebot. Erfolgsfaktoren sind gemäss Katrin Buholzer Humor ohne Belehrung; praktische, alltagstaugliche Tipps, Nähe zu den Elternsorgen und die eigene Erfahrung als Aufhänger. Das Angebot erreicht sowohl gut gebildete wie auch bildungsfernere Schichten.

Referat von Maya Mulle, Geschäftsführerin Elternbildung CH:
So erreichen wir die Eltern - Erfahrungen und Visionen

Podiums-Teilnehmer:

  • Sylviane Pfistner, espace ressources sàrl, Le Jardin des Parents
  • Claudia Gada, Primarlehrerin, zischtig.ch
  • Anke Moors, a:primo, Projekt Schrittweise (Referat als PDF)
  • Kathrin Buholzer, Elternbildnerin, Elternplanet.ch

Philippe Wampfler erläuterte in seinem Referat seinen Blick auf das Workshopthema. Die Schulen stünden nicht vor ganz neuen Problemen: Mobbing, Ablenkung im Unterricht hätte es schon immer gegeben und pädagogische Strategien für den Umgang bestünden. Meinungen zum Umgang mit neuen Medien an den Schulen lägen in der Lehrerschaft weit auseinander: Sie reichen vom kompletten Verbot bis zur vollen Integration. Ein totales Verbot sei schwer umzusetzen, hingegen Verbote, die gewisse Räume betreffen, erfolgversprechender. An Wampflers Schule (Gymnasium) habe sich die Schulleitung für ein Raumverbot entschieden, das von den Schülerinnen und Schüler mehr oder weniger respektiert würde. Bei Prüfungen werde das Iphone eingesammelt. Die neuen Medien seien auch eine Chance. Den Wandel solle man sinnvoll gestalten, wobei es um pädagogische Fragen und nicht um technische ginge.

Die Teilnehmenden kamen in der Diskussion zum Schluss, dass positive Nutzung der neuen Medien wichtig sei. Die Schulleitungen müssten am Schulklima arbeiten und an der Haltung - indem sie positiv an diesen Prozess herangehen und ihn steuern. Nicht die Geräte werden künftig im Zentrum stehen, sondern der Umgang damit.

Referat Philippe Wampfler, M.A., Experte für Social Media in der Schule, Gymnasiallehrer Kantonsschule Wettingen:
Umgang mit Smartphones in Schulen - Erfahrungen, Tipps und Prognosen

Podiumsteilnehmer:

  • Peter Baumann, Gesamtschulleiter Hergiswil, Geschäftsleiter Berufsverband SchulleiterInnen der deutschsprachigen Schweiz
  • Steve Bass, Master Digital Media, Medienpädagoge und Leiter der ICT-Fachstelle der Primarschulen Regensdorf
  • Christian Georges, collaborateur scientifique à la Conférence intercantonale de l'instruction publique de la Suisse romande et du Tessin CIIP, www.e-media.ch

Im Workshop 9 wurden verschiedene Praxisbeispiele für den Einsatz von digitalen Medien in der ausserschulischen Jugendarbeit präsentiert. Manuel Fuchs testete in der Mobilen Jugendarbeit Basel innerhalb einer Pilotphase den Einsatz von Facebook in der offenen Jugendarbeit. Es zeigte sich, dass es sich um eine sehr freundschaftsorientierte Nutzung in der Peergroup handelt und zudem einen Beitrag zur Identitätsentwicklung geleistet werden kann. Facebook diene Jugendlichen aber auch als Informations- und Organisationswerkzeug (bspw. Kalender). Manuel Fuchs führte Interviews mit den Jugendlichen durch und entwickelte eom Modell, um Handlungsfelder zu erschliessen. Ein Vorteil von Facebook sei, niederschwellig Kontakte zu schaffen.

Friedhelm Lorig stellt das sogenannte «Geocaching» vor, eine digitale Schatzsuche. Schätze (Caches) werden outdoor (in der Natur oder der Stadt) versteckt und die GPS-Koordinaten des Verstecks werden auf einer Website eingetragen. Cache-Sucher begeben sich mit einem Navigationsgerät (Handy) auf die Suche und erfüllen Aufgaben oder tragen sich in ein Logbuch ein. Es gibt verschiedene Typen von Caches: Umwelt-Cache (ökologische Aspekte vor Ort vermitteln oder lokale Flora und Fauna entdecken), Sport-Cache (Bewegungsanimation, Teamgeist) oder Geocaching kann auch für Geschichte/Heimatkunde eingesetzt werden. Gerade die hohe Verfügbarkeit von internetfähigen Handys bei Jugendlichen könne so genutzt werden. Zudem sei der Transfer in den Alltag aus dem Projekt heraus möglich.

Schliesslich wurde der Begegnungsort im Quartier «Tamagotchi» vorgestellt. Jugendliche, die zuhause keinen PC haben, erhalten dort gratis Internetzugang. Im Angebot sind Einführungen in spezifische Programme, Computerworkshops (z.B. Aufbau einer Website, Video-, Fonomontage, Webradio), um die Kreativität und den Ausdruck zu fördern, das gemeinsame Besuchen und kritische Diskutieren verschiedener Internetsites.

Referate zum Download:

Im Workshop 10 ging es um die Frage, was gute Computerspiele oder Apps auszeichne und wie diese altersgerecht eingesetzt werden können. Marc Bodmer führte in das Thema ein und zeigte die Unterschiede zwischen dem Spielverhalten früher und heute. Dann stellte er verschiedene Videospiele und Apps vor. Er weist darauf hin, dass es keinen direkten Zusammenhang zwischen Gewalt und Games gibt. Wenn Killer-Spiele sich negative auf das Gewaltverhalten auswirken, bestünde meist eine psychische Vorbelastung. Bezüglich der Motivation beim Spielen stünde oft die Erfahrung der Selbstwirkung im Vordergrund. Der Spieler empfindet Zugehörigkeit, Macht und Kontrolle, Spannung, Abgrenzung etc.

Beatrice Straub Haaf präsentierte als positives Beispiel das modulare Lerngame Appolino für iPads, welches individualisiertes Lernen im Bereich Sprache und Mathematik bei 5-10-Jährigen fördert.

Schliesslich wurden verschiedene Computer-Spiele direkt an der Konsole präsentiert und von Experten kommentiert.

Präsentation Computerspiele:

  • Daniele Lenzo, Medienwissenschaftler und Game-Experte
  • Marc Gilliand, Sozialarbeiter FH, Fachexperte Neue Medien, new media concept schweiz
  • Alfred Felix, Leiter Offene Jugendarbeit Gossau (SG)
  • Simon Thoma und Marius Zgraggen, Oberstufenschüler Gossau

Monika Luginbühl hielt in ihrem Einführungsreferat fest, dass die Förderung von Medienkompetenzen in der sozialpädagogischen Praxis zwar aktuell und relevant sei, jedoch weder Literatur noch Weiterbildungsangebote dazu existierten. Auch fehle es an medienpädagogischen Konzepten, die den fachlichen Ansprüchen genügen würden. Nicht die Bewahrpädagogik, d.h. die Bewahrung vor den Gefahren der Medien, sondern die Medienkompetenzförderung, d.h. die Befähigung der Kinder und Jugendlichen im Umgang mit Medien, erachtet sie als angemessener Weg. Gerade aufgrund der kumulierten Problemlagen bei Jugendlichen in Institutionen ist der Jugendmedienschutz und die Förderung von Medienkompetenzen bei Jugendlichen in diesen Settings wichtig. Schliesslich ginge es auch um die Förderung der Chancengleichheit für die berufliche Vorbereitung und der Partizipation.

Förderung von Medienkompetenz im sozialpädagogischen Kontext erfordert, die drei Referenzsysteme von Kindern und Jugendlichen - Eltern , Gleichaltrige und Institution - die oftmals in einem Spannungsverhältnis stünden, zu berücksichtigen. Dies beinhaltet Medienkompetenzförderung im Kontext von Erziehung (Elternarbeit), im Kontext von Bildung (durch die Schule) und innerhalb der Institution durch handlungsorientierte Medienpädagogik (Medienkultur). Dieses sogenannte Modell Tri Sozia Media, welche den sozialpädagogischen Kontext spezifisch berücksichtigt, empfiehlt Frau Luginbühl als Grundlage für die Entwicklung von medienpädagogischen Konzepten.

In der Diskussion wurde denn auch bestätigt, dass die Institutionen generell einen restriktiven Umgang mit digitalen Medien hätten und kaum Computer oder andere Medien vorhanden seien, mit denen man arbeiten könne. Als notwendige Massnahmen wurden folgende genannt: die Sensibilisierung der Institutionen und der Eltern durch externe Fachkräfte, die Integration des Themas in die Aus- und Weiterbildungsstätten, die Erarbeitung von medienpädagogischen Konzepten an Fachhochschulen und höheren Fachschulen, Finanzierungshilfen für Institutionen, damit sie sich die Elternarbeit sowie Geräte leisten können sowie die Aufnahme des Themas bei den kantonalen Behörden.

Referat Monika Luginbühl, Sozialarbeiterin FH, Erwachsenenbildnerin HF, Dozentin, Grundausbildung Sozialpädagogik und Kindererziehung HF der BFF Bern:
Neue Medien - eine Herausforderung für die Sozialpädagogik

Podiumsteilnehmer:

  • Thomas Freytag, Leiter Amt für Straf-und Massnahmenvollzug und Gefängnisse,Kanton Fribourg, Präsident Freiheitsentzug Schweiz FES
  • Prof. Dr. Olivier Steiner, Hochschule für Soziale Arbeit, Institut Kinder- und Jugendhilfe, FHNW
  • David Oberholzer, Leiter Fachbereich Kinder/Jugend, CURAVIVA

Sensibilisierungspots, Medienkurse für Schüler/innen, Peer-Education. Das sind unterschiedliche Ansätze zur Förderung von Medienkompetenzen. Wir wirken diese? Wie sprechen Jugendliche darauf an? In diesem Workshop werden ausgewählte Beispiele präsentiert und diskutiert. Die Teilnehmenden erhalten Orientierungshilfen für die Konzeption und Auswahl von geeigneten Präventionsansätzen.