Aber zurück zur Studie. Der Test, der den Teilnehmenden vorgelegt wurde, sollte Aufschluss geben über folgende Fragen:
- Finde ich mich angesichts der digitalen Informationsflut zurecht?
- Schaffe ich es, Nachrichten in Bezug auf ihre Qualität zu beurteilen?
- Erkenne ich Fake News bzw. kann ich Nachrichten auf ihren Wahrheitsgehalt hin prüfen und einordnen?
- Bringe ich mich selbst reflektiert in den digitalen politischen Diskurs ein? Wie verhalte ich mich in sozialen Netzwerken?
- Was weiss ich über die Struktur und Funktionsweise von Medien und der digitalen Öffentlichkeit?
Der Test ist inzwischen → online. Bevor Sie weiterlesen, können Sie ihn also ausfüllen und schauen, wo Sie selbst stehen.
In der Studie wurde Folgendes sehr deutlich:
Vielen Menschen fällt es schwer, Informationen, Meinungen und Werbeinhalte auseinanderzuhalten. Das heisst, sie können nicht genau einordnen, mit welcher Absicht etwas veröffentlicht wird. Auch Hinweise, die das verständlich machen sollen, helfen dabei oft nicht. Im Test wird beispielsweise ein Artikel von «20min.ch» über eine Biermarke gezeigt, der als Paid Post, also als bezahlter Beitrag, ausgewiesen ist. Nur 37% haben dies als Werbung erkannt, 51% hielten den Artikel für einen journalistischen Informationsbeitrag. Dasselbe gilt für Beiträge aus Zeitungen, die als Kommentare gekennzeichnet waren. Nur 30% der Teilnehmenden stuften diese wirklich als Meinung ein. Die meisten waren auch hier überzeugt, dass es sich um eine – neutrale – Information handelte.
Fake News werden oft nicht erkannt. Sogar dann nicht, wenn ein Falschnachrichten-Warnhinweis den Wahrheitsgehalt in Frage stellt, wie dies im Beispiel des fiktiven Nachrichtenportals «Politeia.org» im Online-Test der Fall war. Nicht einmal die Hälfte der Teilnehmenden beurteilten die Nachricht als falsch, wonach Bundesrat und Parlament beschlossen hätten, Bürgerinnen und Bürger könnten bei einer künftigen Finanzkrise enteignet werden. Die Studienautoren kommen allerdings in ihren Ausführungen nicht zum Schluss, dass die Teilnehmenden grundsätzlich Schwierigkeiten haben mit der Einschätzung, ob es sich um eine vertrauenswürdige Quelle handelt oder nicht. Vielmehr scheint es, als ob persönliche Überzeugungen und Ansichten die Urteilsfähigkeit schmälern. Oder anders gesagt: Wenn ich die Nachricht für wahr halte, dann halte ich auch die Quelle für glaubwürdig. (Dass die Studienergebnisse auch ein Misstrauen gegenüber Medien und Politik zu Tage fördern, ist allerdings ein anderes Thema.)
Die Auswertungen zeigen aber auch einen spannenden Zusammenhang: Wer Social-Media-Plattformen eine hohe Vertrauenswürdigkeit attestiert, schneidet im Gesamten in Sachen Medienkompetenz schlecht ab. Ich komme gleich darauf zurück, wenn es um Tipps für Eltern und andere Erwachsene geht, die Heranwachsende unterstützen möchten.
Positiv ist auf jeden Fall, dass die Studienautoren bei den jüngeren Teilnehmenden eine höhere Medienkompetenz feststellten als bei den älteren Befragten. Die Vermittlung von Medienkompetenz, wie sie heute in der Schule Pflicht ist, zeigt also womöglich Früchte. Das bedeutet aber nicht, dass sich Eltern zurücklehnen und alles den Lehrkräften überlassen können. Es zeigt sich immer wieder, dass das persönliche Umfeld gerade beim Umgang mit Informationen für Kinder und Jugendliche zentral ist. Zudem schauen sich Heranwachsende vieles bei ihren engsten Vertrauten ab.