Eine Jugendliche nimmt ein aufreizendes Bild von sich auf.

Internet & Sexualität

Flirten, sich verlieben, Pornos anschauen – die Neugier auf Sexualität gehört zum Erwachsenwerden dazu. Nicht nur klären sich Heranwachsende mit Hilfe des Internets auf, sie suchen auch neue Bekanntschaften in sozialen Medien und tauschen erotische Mitteilungen aus. Dadurch wird die natürliche Neugier aber zum Risiko: Pornografische Inhalte können verstören oder ein falsches Bild von Sexualität vermitteln. Und ein erotisches Selfie kann sich schnell im Netz verbreiten. Altersgerechte, unaufgeregte Gespräche mit dem Kind und eine verständnisvolle Begleitung sind Basis für eine gesunde sexuelle Entwicklung und ein gutes Urteilsvermögen.

53%
der JUGENDLICHEN in der Schweiz HABEN AUF DEM HANDY ODER COMPUTER SCHON MAL PORNOFILME ANGESCHAUT. (JAMES 2022)
25%
DER 18-/19-JÄHRIGEN HAben schon EROTISCHE BILDER VON SICH SELBST VERSCHICKT. (JAMES 2022)
45%
der Mädchen zwischen 12 und 19 haben schon aufreizende Fotos zugesandt bekommen. (JAMES 2022)
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Gut zu wissen

Sexualität und Aufklärung im digitalen Zeitalter

Was früher Jugendzeitschriften wie das «Bravo» taten, übernimmt heute immer öfter das Internet: Das Web ist für Jugendliche eine wichtige Sexualaufklärungsquelle. «Kann ich beim Petting schwanger werden?» «Was kann ich tun, damit ich beim Sex mehr spüre?» «Bin ich schmutzig, wenn ich meine Periode habe?» «Blutet es beim ersten Mal?» «Was, wenn ich keinen hochkriege?» «Warum tut es weh, wenn ich mit meinem Freund Sex habe?» «Kann ich mich beim Küssen mit HIV anstecken?»

Das sind Fragen, die Jugendliche auf Online-Aufklärungsplattformen stellen. Solche Fragen anonym ins Internet zu tippen, ist oft einfacher, als sie in einem Gespräch auszusprechen.

Ausserdem gehen Influencer*innen bei Instagram, TikTok und YouTube, in Blogs und Podcasts heute ganz offen mit dem Thema Sexualität um. Von der anatomischen Beschaffenheit der Geschlechtsorgane über Verhütung und unterschiedliche Sexpraktiken bis hin zu sexuellen Mythen (z.B. rund um das Jungfernhäutchen) – alles wird thematisiert.

Und was ist dran an der verbreiteten Meinung, die heutige Jugend sei – gerade durch das Internet und angesichts der Beliebtheit von Dating-Plattformen wie Tinder, Grindr, LoveScout24 oder Zoosk – übersexualisiert? Der Begriff «Generation Porno» wird in den Medien immer wieder gerne verwendet. Aktuelle Studien zeichnen jedoch eine andere Realität. Annamaria Colombo, Professorin an der Hochschule für soziale Arbeit in Fribourg und Co-Leiterin der Studie «Sex, Beziehungen…und du?» (2017) sagte in einem Interview des TagesAnzeigers: «Die Jugendlichen heutzutage verfügen über einen gesunden Menschenverstand, messen einem progressiven Eintritt in
die Sexualität einen sehr hohen Stellenwert und der Intimität, der Partnerwahl, dem richtigen Moment und geeigneten Alter eine grosse Bedeutung bei. Sie sind im Allgemeinen sehr feinfühlig und sehr im Klaren mit sich selbst und ihrer Sexualität.»

Eine deutsche Studienreihe mit Daten aus über 40 Jahren zeigt, dass das erste Mal nicht nur später stattfindet, sondern mehrheitlich auch innerhalb einer festen Beziehung. 9 von 10 Jugendlichen verhüteten dabei. (Scharmanski & Heßling, 2021)

In der Schweiz gehen die Daten in eine vergleichbare Richtung: Laut der HBSC-Studie 2018 haben 17,1% der 14- und 15-jährigen Jungs schon mal mit jemandem geschlafen. Bei den Mädchen sind es 8,9%. Während bei den Jungs die Aussagen seit 2002 relativ stabil sind, ist bei den Mädchen in den Befragungen 2014 und 2018 ein Rückgang festzustellen.

Erotische Selfies und Pornografie

Zur sexuellen Realität von Jugendlichen gehören Pornos genauso wie der Wunsch, sich sexy zu präsentieren. Erotische Selfies sind eine Form der Kommunikation – sei es innerhalb einer Beziehung, beim Flirten oder im Ausprobieren der eigenen (sexuellen) Identität. Wichtig ist für Jugendliche zu wissen, welche Risiken damit verbunden sind und wann sich auch Minderjährige strafbar machen können:

Die Wortschöpfung kombiniert sich aus «sex» und «texting» und steht für erotische Selfies (Bilder bzw. Videos mit nackten oder aufreizenden Posen) oder Nachrichten, die über Plattformen wie WhatsApp, Snapchat und Facebook oder per E-Mail verschickt werden. Dabei orientieren sich Jugendliche nicht zuletzt an Promis und Stars, die sich in sozialen Netzwerken oder Videoclips sexy gekleidet und lasziv inszenieren. → Selbstdarstellung & Schönheitsideale

In der Regel spielt sich Sexting in einer intimen Beziehung ab, als Liebesbeweis oder zum Flirten. Manchmal senden Jugendliche die Fotos oder Videos aber auch an ganze Freundesgruppen – sei es zum «Spass», um zu testen, wie begehrenswert sie sind, als Mutprobe oder weil sie dazu genötigt werden.

Nötigung ist strafbar und immer dann gegeben, wenn jemand unter Druck gesetzt und zu einer Handlung gezwungen wird. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn jemand schreibt: «Schick mir ein Nacktfoto, sonst ist es aus zwischen uns.» Oder: «Du liebst mich doch, oder? Beweis es mir und schick ein Foto in sexy Unterwäsche.» Auch Erpressungen mit erotischem Foto- oder Videomaterial kommen immer wieder vor. Dann spricht man von Sextortion. Mehr zu solchen strafbaren Vorfällen finden Sie in unserer Rubrik → Sexuelle Übergriffe im Netz.

Sexting ist besonders unter älteren Jugendlichen verbreitet: 25 Prozent der 18-/19-Jährigen gaben in der JAMES-Studie 2022 an, dass sie schon mal aufreizende Bilder von sich verschickt hätten. Bei den 12- bis 17-Jährigen waren es zwischen 1 und 18 Prozent. Mädchen erhalten (45 Prozent) und verschicken (14 Prozent) etwas häufiger Sexting-Inhalte als Jungen (38 Prozent/11 Prozent).

Das grösste Risiko bei Sexting besteht darin, dass Fotos oder Videos, die für jemand Bestimmtes gedacht waren, weiter verbreitet werden. Der Leidensdruck für die Betroffenen ist gross: Ihnen ist es peinlich und oft geben sie sich selbst die Schuld. Sie erleben einen Vertrauensmissbrauch und sehen sich vielleicht Spott und Stigmatisierungen ausgesetzt. Die Situation wird dadurch erschwert, weil sich die Inhalte sehr schnell verbreiten, aber nur schwer wieder löschen lassen.

Durch das Internet ist Pornografie sehr einfach zugänglich geworden. Die Gefahr, dass auch Kinder ungewollt auf pornografische Inhalte stossen, die sie verstören oder ihnen ein falsches Bild von Sexualität vermitteln, hat sich erhöht. Einer Studie der Universitäten Münster und Hohenheim (2017) zufolge hat fast die Hälfte der befragten 14- bis 20-Jährigen im Netz schon mal Hardcore-Pornografie gesehen. Erstmals in Berührung mit pornografischen Inhalten kommen die Jugendlichen gemäss der Befragung mehrheitlich zu Hause, oftmals wenn sie mit Freunden surfen. Dabei gaben rund 60 Prozent der Mädchen und 37 Prozent der Jungen an, dass dies ungewollt geschah, indem ihnen z. B. andere die Inhalte zeigten oder sie zufällig darauf gestossen sind.

Verboten und damit strafbar ist Pornografie dann, wenn es um die Herstellung und Verbreitung von Darstellungen sexueller Handlungen mit Kindern geht. Auch Bilder von ganz oder teilweise nackten Kindern können als pornografisch eingestuft werden. Zudem sind Pornos mit Tieren und gewalttätige Pornos ebenfalls illegal. Wer solche Videos auf seinem Handy hat oder weiterleitet (selbst wenn es nur aus vermeintlichem Spass oder als Challenge gemacht wird), macht sich strafbar.

Pornografie

Immer strafbar ist Pornografie, wenn es sich um Darstellungen mit Kindern, Tieren und Gewalttätigkeiten handelt. Belangt werden können Jugendliche z.B., wenn sie Gewaltpornos in WhatsAppGruppen verbreiten oder schon dann, wenn solche Filme auf dem Handy nicht gelöscht werden.


Erotische Selfies und Sexting

Bevor man sexualisierte Selbstdarstellungen verschickt, sollte man sich die Risiken bewusst machen. Dabei geht es nicht nur darum, dass Fotos/Videos weiterverbreitet werden können und somit plötzlich für
Augen sichtbar sind, für die sie gar nicht gedacht waren. Man kann sich auch strafbar machen!

Wenn sich Minderjährige nackt fotografieren oder bei der Selbstbefriedigung oder sexuellen Handlungen filmen, kann das als Kinderpornografie eingestuft werden und strafrechtliche Folgen haben. Denn Herstellung, Konsum, Besitz und Verbreitung von kinderpornografischem Material sind strafbar. Einzig Jugendliche, die älter sind als 16, bleiben straflos, wenn sie einvernehmlich solche
Aufnahmen machen, sie anschauen und teilen (Art. 197, Ziffer 8 StGB).

Ganz grundsätzlich gilt (das heisst nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Minderjährige): Wer Jugendlichen unter 16 Jahren pornografisches Bild- oder Videomaterial verschickt, macht sich strafbar (Art. 197, Ziffer 1 StGB). Und was als pornografisch eingestuft wird, entscheidet letztlich ein Gericht.

Erst mit Inkrafttreten des neuen Sexualstrafrechtes am 1. Juli wird sich dies ändern. Ähnlich wie beim Sex sind dann auch beim Sexting folgende Aspekte wichtig, damit Minderjährige sich nicht strafbar machen (Art 197, Ziffer 8bis StGB):

  • Die Beteiligten kennen sich persönlich.
  • Es braucht eine Einwilligung bzw. Einvernehmlichkeit: Das heisst, dass die erotischen Aufnahmen freiwillig gemacht werden und dass beide Seiten den Austausch möchten.
  • Der Austausch der Fotos/Videos ist nicht mit Geld verbunden.
  • Wenn mindestens ein*e Minderjährige*r involviert ist, darf der Altersunterschied nicht mehr als drei Jahre betragen. Strafbar machen kann sich aber beispielsweise ein 19-Jähriger, der von seiner 15-jährigen Freundin erotische Selfies erhält, selbst wenn sie ihm diese freiwillig und einvernehmlich geschickt hat.

Was ist bekannt über den Porno-Konsum von Jugendlichen?

Heranwachsende entwickeln mit zunehmendem Alter eine natürliche Neugier für alles, was mit Sexualität zu tun hat. Dazu gehören auch pornografische Darstellungen. Wissenschaftlich fundierte Aussagen zum Pornografiekonsum sind nicht so leicht. Einerseits gibt es nicht nur für die Schweiz, sondern auch international wenige Studien, die sich ausserdem nur schwer vergleichen lassen. Und andererseits ist das Thema nach wie vor tabubehaftet, was sich auch in den Antworten spiegeln kann.

Je nach Studie findet beispielsweise der erste Kontakt mit Pornografie zwischen 11 und 14 Jahren statt – bei Jungen tendenziell etwas früher als bei Mädchen. Ebenfalls häufiger geschieht der erste Kontakt bei Mädchen nicht aktiv, sondern ungewollt, wenn z.B. in WhatsApp-Gruppen pornografisches Material verschickt wird oder wenn untereinander solche Filme gezeigt werden.

In der Schweizer JAMES-Studie gaben 19 Prozent der 12- und 13-jährigen Jugendlichen (Mädchen und Jungen) an, dass sie sich schon mal einen Porno angeschaut haben, bei den 14-/15-Jährigen waren es 44 Prozent, bei den 16-/17-Jährigen 61 Prozent und bei den 18-/19-Jährigen 78 Prozent. Über alle Altersgruppen gesehen zeigte sich erneut der Unterschied zwischen den Geschlechtern: Rund drei Viertel der männlichen Jugend haben demnach schon mal einen Porno angeschaut, während es bei den Mädchen nur jedes dritte war.

Keine Zahlen gibt es in der Schweiz zur Frage, wie häufig Jugendliche Pornos konsumieren. In einer deutschen Befragung gaben 10 Prozent der Mädchen und 33 Prozent der Jungen im Alter zwischen 14 und 20 Jahren an, dass sie sich mindestens einmal im Monat einen Porno anschauen (Quandt & Vogelgesang, 2018). Durchschnittlich klinkten sich die Mädchen jedoch nach einer Minute wieder aus, während die Jungen rund 11 Minuten zuschauten.

Die vor allem medial immer wieder geäusserte Sorge, dass die grosse Menge an Pornografie, die übers Internet verfügbar ist, zu einer Art sexueller Verwahrlosung und mit Blick auf real gelebte Sexualität zu falschen Vorstellungen oder Erwartungen führt, wird durch Studien nicht belegt. Erkenntnisse sind vielmehr (Matthiesen et al., 2011; Schmidt & Matthiesen, 2011; Winter, 2023):

  • Jugendliche sind sich durchaus bewusst, dass Pornos inszeniert sind und sich von realem Sex unterscheiden.
  • Dargestellte Geschlechterrollen werden kritisch reflektiert.
  • Mädchen nutzen Pornos eher in (heterosexuellen) PaarKontexten und empfinden Darstellungen mitunter als lehrreich. Zugleich geben sie an, dass sie sich weder zu Praktiken aus Pornos überreden lassen noch dazu gedrängt werden.
  • Harte, ungewöhnliche, eklige oder gar illegale Pornos spielen bei Jungs vor allem als Mutprobe oder Wettbewerb eine Rolle. Für den eigenen Konsum, etwa zur Masturbation, werden normale Pornos gewählt.
  • Eine Tendenz zu immer härteren Darstellungen oder extremen Sexualpraktiken wird nicht festgestellt.
  • Das Risiko oder sogar die Angst, süchtig zu werden, ist unter den Jugendlichen präsent und wird reflektiert.
    Onlinesucht

Porno-Konsum: Chancen und Risiken

Das Thema Pornografie wird oft mehrheitlich negativ dargestellt. Mit Blick auf die Lebensrealität der Jugendlichen und ihre Neugier braucht es einen offeneren Dialog. Darum hier ein Überblick über Chancen und Risiken rund um den Konsum von Pornos:

  • Pornos können die Sexualität (solo oder mit Partner*in) erweitern.
  • Jugendliche nutzen Pornos als Anschauungsunterricht, um sich mehr Wissen rund um sexuelle Praktiken und Vorlieben anzueignen. Das kann sich positiv auf das sexuelle Selbstbewusstsein auswirken.
  • Pornografie umfasst eine Vielfalt an dargestellten Körpern und Genitalien. Das kann die Akzeptanz des eigenen Körpers unterstützen.
  • Für Jugendliche, die nicht der heterosexuellen Norm entsprechen, können Pornos für die eigene sexuelle Orientierung hilfreich sein.
  • Strafrechtliche Konsequenzen (siehe weiter oben: Pornografie und Sexting: Wann machen sich Jugendliche strafbar?)
  • Pornos sind oft auf die männliche Lust fokussiert und orgasmusfixiert. Das verschliesst den Blick auf ein vielfältiges sexuelles Erleben und ein Verständnis dafür, was Sexualität alles umfassen kann.
  • Pornografische Darstellungen können Geschlechterstereotype zementieren und vermeintliche Schönheitsideale vermitteln.
  • In Pornos werden reale sexuelle Vorkommnisse wie Erektionsstörungen oder sexuelle Unlust ausgeklammert. Das kann zur Folge haben, dass man sich selbst unter Performance-Druck setzt.
  • Der übermässige Konsum von Pornos kann zu einem risikohafteren Sexualverhalten (z.B. ungeschützter Sex) und zu häufiger wechselnden Sexualpartner*innen führen sowie die Wahrscheinlichkeit erhöhen, Gewalt auszuüben oder zu erfahren.
  • Pornografie kann eine hohe Anziehungskraft ausüben und unter Umständen süchtig machen. → Onlinesucht

 

Denken Sie daran

Auch Minderjährige, die sich pornografische Inhalte senden, machen sich strafbar.

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Was sollte mein Kind beachten?

Einige Tipps, die Sie Ihrem Kind zum Schutz vor sexualitätsbezogenen Internetrisiken geben können:

  • Nur weil im Internet vielerorts offen über Sexualität geredet wird, heisst das noch nicht, dass alles vertrauenswürdig ist. Wenn z.B. Kourtney Kardashian Fruchtgummis für eine wohlriechende Vagina anpreist, sind Zweifel angezeigt.
  • Beispiele für gute Quellen haben wir unter «Weitere nützliche Infos» gesammelt.
  • Immer daran denken: Jedes Foto kann an eine breitere Öffentlichkeit geraten, als einem lieb ist. Man sollte deshalb nur Fotos ins Netz stellen, die man auch ausserhalb seines engsten Freundeskreises zeigen würde, z. B. der ganzen Schule oder seiner Grossmutter.
  • Erotisch und sexy heisst nicht, dass man sich nackt zeigen muss. Für Erotik braucht es keine Nacktheit. Wer dennoch in einem sicheren Setting Nacktfotos machen möchte, sollte darauf achten, dass das Gesicht nicht zu sehen ist und auch sonst nichts auf die eigene Person hinweist.
  • Egal, wie alt man selbst ist: Wer unter 16-Jährigen pornografisches Material zeigt oder an sie weiterleitet, macht sich strafbar. Deshalb ist bei Sexting immer Vorsicht geboten – nicht zuletzt, weil die Grenzen zwischen «erotisch» und «pornografisch» verschwimmen.
  • Auf keinen Fall dürfen solche Aufnahmen weiterverbreitet oder als Druckmittel verwendet werden.
  • Damit zu drohen, Nacktfotos von jemandem zu veröffentlichen, wenn man kein weiteres erotisches Bildmaterial von der Person erhält, ist Nötigung und strafbar.
  • Nacktfotos oder Aufnahmen von unter 18-Jährigen bei der Selbstbefriedigung oder bei sexuellen Handlungen können als Kinderpornografie eingestuft werden – auch wenn sie selbst gemacht sind.

 

  • Wenn erotische Fotos ungewollt verbreitet werden, sollte so schnell wie möglich eine (erwachsene) Vertrauensperson einbezogen werden.
  • Es gibt auch anonyme Meldestellen wie → Clickandstop.ch, um einen Fall zu melden oder sich beraten zu lassen.

 

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Was können Eltern tun?

Eltern spielen in der Sexualerziehung nach wie vor eine bedeutende Rolle – auch wenn Informationen heute vielerorts zur Verfügung stehen, sei es im Internet, im Rahmen der sexuellen Bildung in der Schule, durch öffentliche Kampagnen, Zeitschriften oder Populärpsychologie.

Wichtig ist, als Eltern gelassen zu bleiben und die veränderten Realitäten anzunehmen, welche gerade die digitalen Medien mit sich bringen. Man soll weder dramatisieren noch verurteilen.

Allgemeine Tipps

Auch in der digitalisierten Welt bleiben die grundsätzlichen Fragen und Themen, welche die Jugendlichen im Zusammenhang mit der Entwicklung ihrer sexuellen Identität beschäftigen, gleich: Körperliche Veränderungen, Verliebtheit und Liebe, Sinnlichkeit und Körperlichkeit, Verhütung und Schwangerschaft.

An die Informationen zu kommen, ist dabei nicht die Schwierigkeit. Vielmehr geht es darum, gute Quellen zu finden und die Informationen einzuordnen. Dabei können Sie als Eltern Orientierungshilfe bieten, z. B. mit geeigneten, altersgerechten Aufklärungsbüchern oder Online-Portalen: Auf → 147.ch, → tschau.ch, → lilli.ch oder → feel-ok.ch finden Jugendliche Antworten auf ihre Fragen und Anliegen. Hier werden zudem Foren moderiert, in denen Jugendliche anonym individuelle Antworten von Fachleuten erhalten.

Indem Sie Ihren Kindern helfen, ihren Körper und ihre Sexualität zu akzeptieren, spüren diese ihre eigenen Grenzen und jene der anderen. Offene Gespräche über Sexualität fördern die gesunde sexuelle Entwicklung und den respektvollen Umgang mit sich selbst und anderen.

Für Kinder und Jugendliche ist es wichtig, funktionierende Beziehungen vorgelebt zu bekommen. Die eigene Erfahrung von Sicherheit, Geborgenheit und emotionaler Stabilität hilft gemäss Experten auch, um pornografische Bilder zu verarbeiten bzw. einzuordnen.

Pornografie

  • Sprechen Sie mit Ihrem Kind: Der offene Austausch über Pornografie, Sexualität und Geschlechtsrollenbilder hilft, Bilder und Erfahrungen bei der Mediennutzung kritisch zu hinterfragen und einzuordnen. Denn Medien wirken dort am stärksten, wo keine eigenen Erfahrungen, keine Auseinandersetzung mit anderen und keine klare, eigene Haltung vorliegen.
  • Thematisieren Sie nicht jugendfreie Inhalte und ermuntern sie Ihr Kind, sich an Sie oder eine andere Vertrauensperson zu wenden, wenn es etwas Irritierendes/Beunruhigendes sieht.
  • Wenn Sie pornografische Sammlungen oder Nachrichten mit pornografischem Inhalt auf dem Computer oder Handy Ihres Kindes finden, sollten Sie das Gespräch suchen. Wenn Sie unsicher sind, wie Sie damit umgehen sollen, wenden Sie sich an eine Fachstelle. Kontakte finden Sie unter «Weitere nützliche Infos».

 

 

Verwenden Sie Jugendschutzprogramme und Pop-up-Blocker (→ Sicherheit & Datenschutz). Seien Sie sich aber auch bewusst, dass diese keinen absoluten Schutz bieten und Ihr Kind dennoch mit ungeeigneten Inhalten in Kontakt geraten kann (auch bei Freunden).

 

Sexting

  • Diskutieren Sie über das Thema Selbstdarstellung im Netz, und berücksichtigen Sie dabei das Geschlecht Ihres Kindes.
  • Raten Sie Ihrem Kind nachdrücklich davon ab, Bilder oder Videos, die es nackt oder in erotischen Posen zeigen, zu verschicken, online zu veröffentlichen oder auf einem ungesicherten Träger zu speichern. Auf keinen Fall sollte das Gesicht zu sehen sein oder sonstige Rückschlüsse auf die eigene Person gezogen werden können.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Kind über das Risiko, dass Fotos und Videos auch ungewollt verbreitet werden können. Bevor Ihr Kind etwas postet oder jemandem schickt, kann es sich immer selbst fragen: Könnte ich damit umgehen, dass dieses Bild/Video auf der Strasse zu sehen sind oder im Schulhof herumgereicht wird?
  • Sprechen Sie über Alternativen: Wie kann man sexy sein, ohne sich auszuziehen?

 

  • Unterstützen, nicht verurteilen: Machen Sie Ihrem Kind keine Vorwürfe. Versuchen Sie zu verstehen, was die Beweggründe waren. Wurde Druck ausgeübt?
  • Erstatten Sie Anzeige und informieren Sie den*die Täter*in darüber. Wenn Gruppendynamik im Spiel ist, es sich z. B. um → Cybermobbing handelt, müssen die Lehrpersonen und die Schulleitung informiert werden.
  • Nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch und suchen Sie Rat bei Fachleuten. Kontakte finden Sie unter «Weitere nützliche Infos».
  • Nehmen Sie das Problem ernst, ohne über den Inhalt selbst zu urteilen.
  • Bewahren Sie die pornografischen Inhalte nicht einmal zu Beweiszwecken auf, da der Besitz unter Umständen strafbar ist (Kinderpornografie).
  • Informieren Sie die Person, die die Inhalte missbräuchlich verwendet hat, dass Sie Anzeige erstatten werden.
  • Falls es direkt mit Ihnen darüber spricht, würdigen Sie die Offenheit: Sagen Sie, dass es richtig und wichtig ist, darüber zu sprechen.
  • Zeigen Sie die rechtlichen Konsequenzen auf.
  • Sprechen Sie gemeinsam darüber, wie der Schaden begrenzt oder behoben werden kann, etwa durch das Löschen der existierenden Inhalte (auf den eigenen und auf fremden Geräten oder Internetplattformen) oder dadurch, dass Ihr Kind mit dem Opfer über die gewünschte Wiedergutmachung diskutiert.
  • Auch wer ein Sexting-Foto, das im Umlauf ist, mit einem Like versieht oder weiterleitet, fügt den Betroffenen Schaden zu. Wenn Ihr Kind irgendwo solche Inhalte sieht, sollte es mit Ihnen oder einer anderen erwachsenen Vertrauensperson darüber sprechen, damit der Fall gemeldet werden kann
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Weitere nützliche Infos

Hilfestellungen und Informationen rund um sexuelle Übergriffe gegen Kinder und Jugendliche im Netz finden Sie in unserer Rubrik → Sexuelle Übergriffe.

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